Rambaldi(1894) - Westenriederstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung:

700. Westenriederstraße. Verbindet, mit der Frauenstraße parallel laufend, die Südostecke des Viktualienmarktes mit dem Isarthorplatze. Zur Ehrung Lorenz von Westenrieders *), eines um Bayerns Geschichte und Landeskunde hochverdienten edlen Mannes, geboren zu München am 1. August 1748 in dem Hause Nr. 16 der nach ihm seit 21. Okt. 1848 benannten Straße, als der Sohn eines schlichten Kornmessers oder Getreidehändlers. Der talentvolle, aber körperlich schwächliche Knabe besuchte anfangs die Skt. Petersschule am Kreuze, dann das alte Gymnasium an der Neuhauserstraße und widmete sich endlich dem Priesterstande. Stets zeichnete er sich durch sein Streben nach Wissenschaft aus. 1771 wurde er Kaplan an der Frauenkirche, wenige Jahre darauf Professor der Dichtkunst in Landshut, und 1774 kehrte er als Lehrer der Realschule nach München zurück. 1775 wurde Westenrieder zum Schulrate, 1786 zum Mitgliede des geistlichen Rates (der damaligen obersten Schulbehörde in Bayern) ernannt. Immer höher stieg der Ruf seiner Gelehrsamkeit, so daß ihn 1777 die bayerische Akademie der Wissenschaften unter ihre Mitglieder aufnahm. Obgleich zeitweise von einem heftigen, nie ganz schwindenden Gesichtsschmerze gequält, war er doch als Schriftsteller bis zu seinem Tode unermüdet thätig; mit emsigen Fleiße durchforschte er die Hunderte alter Urkunden und sonstiger älterer Schriften, welche auf die Geschichte Bayerns und Münchens Bezug haben, und legte das Ergebnis seiner Forschungen in zahlreichen Schriften nieder. Aber auch für das große deutsche Vaterland schlug sein Herz, weshalb er auch die deutsche Geschichte in den Bereich seiner Forschungen zog; nicht minder war er ein Freund der Kunst und der schönen Wissenschaften. Nachdem Bayern ein Königreich geworden war, ehrte ihn König Max I. durch Verleihung des Zivilverdienstordens der bayerischen Krone, durch Einsetzung als Mitglied des Domkapitels und Ernennung zum k. geheimen geistlichen Rate. -— Die Liebe zu seiner Vaterstadt bewies Lorenz von Westenrieder noch in seinem Testament, indem er 12000fl. dem Josefs- und dem Gasteigspitale daselbst vermachte; auch sein übriges Vermögen bestimmte er zu wohlthätigen Zwecken und seine Bücher, Gemälde und Kupferstiche überließ er dem Domkapitel zur Förderung geistiger Ausbildung. Westenrieder starb am 15. März 1829; seine Grabstätte befindet sich im östlichen Teile der Arkaden des alten südlichen Friedhofes, wo auch seine Büste in einer Nische des Rondelles Aufstellung fand. Außerdem widmete das dankbare Vaterland seinem Andenken ein ehernes, von Max von Widnmann 1864 modelliertes und von Miller gegossenes Standbild auf dem Promenadeplatz. Längs der Stadtmauer von dem Isarthore bis zum Viktualienimarkte sich hinziehend, bestand die Straße ursprünglich nur aus einer Reihe Häusern und erhielt nur von da an, wo die Mauern weichen mußten, eine zweite Häuserreihe Zwischen dem gegenwärtig noch an der Ecke der Zwinger- und Westenriederftraße stehendem Türme der alten Befestigung und dem Hause Nr. 4 ist das in den Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts genannte ,,Türken- oder Färberthor« gestanden, vor dem das Tätenbad. des Angerklosters Färbhaus, die Hainmühle, welche alle verschwunden sind, und die noch bestehende Heilig-Geistmühle(Rumfordstraße 32) gelegen waren. Im Jahre 1893 wurde das Brunnhaus am Katzenbach, welches 1834 nach dem Entwurfe des Baurates Mussat an dieser Stelle ausgeführt wurde, ab- gebrochen. Die Straßehieß zuerst allgemein ,,hinter den Mauern«, dann bis 1829 »Mariengäßchen **)« und zuletzt »Theaterstraße«, weil sie zu dem 1811—12 nach dem Plane des Baudirektors d’Herigoyen erbauten, ehemaligen Hof- und dann Vorstadttheater, seit 1861 städtische Leihanstalt II, führte. Das Theater ward 1825 geschlossen. Die in der Straße an Stelle der Häuser Nr. 7 und 8 gestandene im Jahre 1826 nach dem Plane des k. Baurates Metivier erbaute Synagoge wurde in den 80er Jahren dieses Jhdts. abgebrochen.

*) Ausführlicheres s. Bayerische Bibliothek 12. Band. **) Huhn S. 172.


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