Rambaldi(1894) - Schweppermannstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 601. Schweppermannstraße. Verbindet in Haidhausen, mit der Mühldorf- und Rindsmaulstraße parallel laufend, längs der Nordostseite der Lagerhäuser der bayerischen Handelsbank die Frieden- mit der Ampfingstraße. Zur Ehrung Sehfried Schweppermanns *) Ritters und bayerischen Heersührers (Pilotybild 76). Die Zeit seiner Geburt ist ungewiß und läßt sich nur mit Wahrscheinlichkeit aus das Jahr 1257 sehen, urkundlich wird er zuerst 1280 genannt, als er sich mit Kunigunde Rindsmaul, einer Schwester des Albrecht Rindsmaul (s. Rindsmaulstraße) verheiratete. Ludwig der Bayer sah sich genötigt, in den Kämpfen gegen Osterreich auch Soldtruppen zu verwenden. Führer eines dieser Haufen Reisigen, welcher nach der Entschädigungssumme von 300 Pfund Regensburger Pfennig für die bei Gammelsdorf erlittenen Verluste zahlreich gewesen sein mu ß, war Schweppermann. Daß er in letzterer Schlacht, besonders beim Rückzuge der Osterreicher über die Brücke bei Volkmannsdorf (9. Nov 1313), die Entscheidung herbeiführte, beweist die Grabschrist im Kloster Kastel und die Verleihung der Burg Grünsberg Die Anwesenheit des alten Schweppermann in der Schlacht bei Ampfing ( s. Ampfingstraße) möchte bei s einer Eigenschaft als Lehensträger nicht zu bezweifeln fein, ebensowenig sein ritterliches Benehmen, das Kaiser Ludwig mit den Worten: »Jedem Mann ein Ei, dem frommen Schweppermann aber zwei« ehrte; diese aber möchten mehr einen Lobspruch für bewiesene Tapferkeit, als Eier bezeichnen; die Führerschaft jedoch hatte er nach den neueren Forschungen nicht. Er starb 1337 und wurde im Kloster Kastel in einer kleinen Kapelle begraben. Als die Güter der Jesuiten, denen das Kloster Kastel zugefallen war, 1782 dem Ritterorden der Johanniter zukamen, widmete Max Gras zu Törring, Komtur daselbst, dem edlen Ritter ein neues Denkmal in der Mitte der Kirche, von schwarzem Marmor, oben in Form einer großen Urne mit zwei Eiern auf der Spitze. In neuerer Zeit hat man, obgleich die Tradition Jahrhunderte gleich blieb —wegen des gänzlichen Schweigens gleichzeitiger Schriftsteller über den Oberbefehl und die Anwesenheit Schweppermanns in der Schlacht bei Mühldorf und darauf zu hoffende Belohnung durch Kaiser Ludwig — die von Aventin und anderen Geschichtsschreibern erzählten Einzelheiten, welche sich auf Schweppermann beziehen, als geschichtlich unerweisbar bezeichnen wollen.Ist wirklich hieran etwas Wahres, so müßte man doch bedauern, die bezeichnende Sage, die mit ihrer volkstümlichen Einfachheit zum lieben Gemeingut geworden, gleich der Sage vom Schmiedbalthes, vom Tell und anderen poetischen, im Volke Jahrhunderte lang lebhaft bewunderten, hervorragenden Zügen, nun zerstört zu sehen,und durch die einschneidende materielle Kälte unserer Zeit die phantasievolle, gemütliche Auffassung unserer Ahnen kaltblütig vernichtet zu wissen. Die Straße trägt ihren Namen seit 3. Alig. 1876, resp. 1. Jan. 1877.

Vgl. Würdinger, Über die von König Ludwig gewonnene Schlacht bei Mühldorf, Sitzungsbericht der bayer. Akademie, München 1872; Stumpf Denkwürdige Bayern S. 22; Wolf Urkundliche Chronik II. 384.


Weiter zur Straßenbeschreibung