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Beschreibung: 555. Rumfordstraße.Verbindet die Müllerstraße beim Einlaß mit dem Isathorplatz und dem Anfang der Zweibrückenstraße. Zur
Ehrung des Generallieutenants und Philanthropen Benjamin Tompson
Grafen voll Rumford. *) Von dürftigen Eltern zu Rumford, einem
Flecken in Massachusetts in den Vereinigten Staaten Nordamerikas am
26 März 1753 geboren, beim Ausbruche des Freiheitskrieges im englischen Dienste Obrist eines von ihm errichteten leichten Reiter-Korps,
wurde er nach beendetem Kriege bei feiner Ankunft in London vom
König zum Ritter ernannt. Von dem kurpfälzischen Gesandten
Sigmund Graf von Haßlang am Hofe zu London dem Kurfürsten Karl
Theodor empfohlen, kam Ritter Tompson 1784 nach München, Wurde
Anfangs Gesellschafts-Kavalier des jungen Fürsten Bretzenheim, eines
natürlichen Sohnes des Kurfürsten, dann Kämmerer und wurde nach
und nach zu immer höheren Würden und Ämtern erhoben. 1789
erhielt Tompson die Leitung des Kriegswesens als Chef des geheimen
Kriegsbureaus, 1790 wurde er zum kurbayerischen Generallieutenant
und Oberstinhaber des Artillerieregiments ernannt und 1792 unter
dem Namen ,,Rumford« in den Reichsgrafenstand erhoben. Aber nicht
allein militärischen Zwecken war seine Thätigkeit gewidmet; zur Abstellung des Bettels und Einführung einer geregelten Armenpflege traf
er die dankenswertesten Vorkehrungen und förderte die Anlegung von
Manufakturen. Seine Erfindung ist die bekannte ,,Rumfordische Armensuppe«, aus welcher sich die heutigen Suppenanstalten entwickelten.
Das Schönste aber, was ihm München dankt, ist unstreitig der englische Garten, Vordem breitete sich vor den Nordwällen der befestigten
Stadt München eine mit spärlich Baumwuchs bestandene Ebene am
linken Isarufer aus. Die herrlichen Anlagen von Schwetzingen,
Mannheim und Heidelberg regten in ihm den Gedanken an, auch die
von Karl Theodor nicht allzu sehr geliebte Residenz an der Isar mit
ähnlichem Gartenwerk zu versehen. Das Projekt fand den Beifall des
Kurfürsten und wurde sofort in die Praxis übersetzt, wobei allerdings
auch noch praktische Zwecke verbunden waren, indem jeder Soldat der
Münchner Garnison ein Fleckchen Erde angewiesen erhielt, auf dem
er nach Diokletians Beispiel seinen Kohl bauen konnte. Auch Staatsgebäude entstanden daselbst auf Rumford’s Vorschlag: die Veterinärschule und die Stückgießerei mit Bohrhaus, —- das heutige Kriegsministerium (s. Ludwigsstraße). In letzterem waren der Hauptmann
Christian Reichenbach und sein Sohn, Lieutenant Georg Reichenbach,
als Bohrmeister und Obermechaniker angestellt. Letzterer wurde auf
Rumfords Veranlassung von dem Kurfürsten auf seine Kosten behufs
weiterer Ausbildung in der Mechanik nach England geschickt (s. Reichenbachstraße). Die Anlage dieser Etablissements bildete den Anfang
der »Schönfeldvorstadt.« Zugleich führte Rumford die Aufsicht über
den Abbruch der Festungswerke in München, mit dem 1789 am
Neuhauserthor der Anfang gemacht wurde, an dessen Stelle das Karlsthor mit dem Rodell trat, und setzte diesen gegen das Sendlinger-
und Schwabingerthor fort. Im Jahre 1796, als die Franzosen undd
Oesterreicher vor München standen, erstere auf dem Marsfelde, letztere
auf dem Gasteige, um sich gegenseitig zu beschießen, leitete Rumford
unter Morawizky die Verteidigung der Stadt München mit solcher
Geschicklichkeit, daß der Kurfürst nach seiner Rückkunft in München
ihm seine volle Zufriedenheit aussprach München war nämlich von
den beiden feindlichen Armeen zwar als neutral geachtet worden, stand
aber dennoch in höchster Gefahr, von den hin- und her fliegenden Kugeln
beschädigt zu werden; glücklicherweise zogen sich die Franzosen nach
drei Tagen wieder an den Lech zurück, ohne daß es zu einem heftigeren
Kampfe gekommen wäre. Leider blieben dem trefflichen Manne Feindseligkeiten und Verfolgungen nicht erspart; den Intriguen einer einflußreichen Hofpartei gelang es, ihn i. J. 1798 auf den Gesandtschaftsposten nach London zu entfernen. Er trat zwar diesen Posten nicht an, begab sich aber nach London, wo er das Privatleben für die Wissenschaften dem Staatsdienste vorzog. Im Jahre 1802 verlegte er seinen Wohnsitz nach Frankreich, besuchte von dort aus noch zweimal das ihm liebgewordene Bayern, und verlebte seien letzten Jahre zu Auteuil in der Nähe von Paris, wo er am 22. Aug. 1814 starb. Im Jahr 1805 vermählte er sich, da seine in Amerika zurückgebliebene Frau 1792 gestorben war, mit der Witwe des guillotinierten Chemikers Lavoifier, doch wurde diese Ehe schon 1809 wieder getrennt. Seine Tochter erster Eher, Namens Sara, bekam er erst nach 20 Jahren, als er schon in Bayern war, zu sehen. Seinen Namen erhält bei uns ein ihm im englischen Garten gesetztes Monument, welches ihm in einer Inschrift für sein edles Wirken den Dank der Bewohner Münchens ausdrückt, sowie die nach ihm benannte Straße, welche er im Jahre 1796 als eine um die äußere Befestigungswerke laufende Straße hatte herstellen lassen, und seine von König Ludwig I. in die Ruhmeshalle aufgestellte 1840 von Peter Schöpf verfertigte Büste. **) Ferner befindet sich am Forum der Maximiliansstraße vor der Regierung sein von Zumbusch (1868) modelliertes Standbild. In die Linie dieser Straße ist auch gezogen: Nr. 32. Die Heiliggeistmühle, in alter Zeit die Griesmühle genannt, welche von der Familie der Sendlinger im 14. Jhdt. an das Spital zum hl. Geist gelangte. In deren Nähe befand sich auch die Hainmühl, welche bei Gelegenheit der durch Kurfürst Max I. vorgenommenen Befestigung abgebrochen wurde. Beide lagen vor dem längst verschwundenen Türkenthor.
*) Ausführlichere Abhandlung: Stumpf, Denkwürdige Bayern, S. 294; Sammler, Jahrg, 1894 Nr. 97.
**) Vgl. Mayerhofer, Geschichte des Engl. Gartens (Jhbch. f. Münchener Geschichte, Bd. III.)