Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Beschreibung: 307. Jungfernstraße.Verbindet die Nordostecke des
Maximiliansplatzes mit dem Salvatorplatze am sogenannten kleinen
(griechischen) Viktualienmarkte. Der namengebende Turm *), aus den
Tagen Kaiser Ludwig des Bayers zwischen 1301 und 15 oder 19
stammend, befand sich an jenem Teile der Stadtmauer, der jetzt noch
längs des westlich vom Salvator- zum Maximiliansplatze hinziehenden Verbindungsweges zu erkennen ist. In späterer Zeit bei der
Erweiterung und Verstärkung der Stadtmauer von 1485—87 wurde
auch dieser Turm vergrößert und verstärkt und zuletzt in eine förmliche Bastei verwandelt, um diesen Teil Münchens, in welchem die
Residenz und das damalige herzogliche Zeughaus sich befanden, zunächst
vor feindlichen Anfällen zu schützen. Dadurch erhielt er eine Höhe
von 70 und einen Umfang von 120 Fuß, während seine Mauern
an der stärksten Stelle eine Dicke von 9, an anderen von 6 Fuß
hatten. Im Erdgeschosse dieses, den Zwinger (s. Zwingerstraße) völlig
absperrenden Turmes von besonderer Festigkeit und Verteidigungskraft
war einige Stufen über dem Boden des Zwingers ein Durchgangsbogen angebracht, während oben an der inneren Mauer der bedeckte
hölzerne Wehrgang um die ganze Stadt lief. Letzterer führte durch
die Türme und diente den Wächtern der Stadt zu ihrem Rundgange
oder den Kriegern im Falle eines Angriffes zur Verteidigung Der
Teil desselben, welcher später für die Mitglieder der Regentenfamilie
aus der Residenz nach der Theatinerkirche und von da zu der Herzog
Maxburg und dem Herzogspitale zog, war besonders gut unterhalten,
hieß »Hofgang« und verschwand erst 1804. Bis 1860 konnte man
den Wehrgang zu beiden Seiten des Sendlingerthores genau erkennen,
wiewohl ihn schon seit Anfang des Jahrhunderts die Tuchmacher und
Seiler für ihr Gewerbe sehr praktisch gefunden hatten; ein kleines
Stück erhielt sich bis 1878 an der Stadtmauer hinter dem Hofbräuhaus. Der ältere Name des »Jungfernturmes« ist unbekannt, da
sonderbarerweise keine Urkunde seiner gedenkt; erst seit 1666 kommt
er unter der letzteren eigentümlichen Benennung vor. Früher ganz
unbenützt, wurde er gegen Ende des 17. Jahrhunderts zur Verwendung als Salpetermagazin in Vorschlag gebracht, aber nach genauer
Untersuchung hiezu als untauglich erklärt. Endlich im vorigen Jahrhundert zur Aufbewahrung von Dekorationen und Requisiten des
nahen Theaters am Salvatorplatz (s. denselben) gebraucht, mußte er
1804 behufs Verschönerung des ihn umgebenden Stadtteiles weichen.
Die im Volke umgehende und wohl nur durch seinen Namen veranlaßte Sage, er habe in seinem Innern ein heimliches Gericht »die
eiserne Jungfrau« geborgen, ist längst als völlig unbegründet erwiesen
worden.
*)) Oberbayer. Archiv X, 143; Mayer Münchener Stadtbuch S. 504.