Rambaldi(1894) - Fallmerayerstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 722. Fallmerayerstraße. Verbindet die Hohenzollernstraße in Schwabing in nördlicher Richtung ziehend mit der Karl Theodorstraße. Die Straße erhielt ihren Namen zur Ehrung des berühmten Historikers, Reisenden und Fragmentisten Jakob Philipp Fallmerayer *), geboren am 10. Dezember 1790 auf dem Pamgarter Hof bei Tschötsch (unweit Brixen) in Tirol als Sohn eines Taglöhners. Fallmerayer besuchte die Domschule zu Brixen und widmete sich seit 1809 zu Salzburg dem Studium der Theologie, der semitischen Sprachen und der Geschichte, dann zu Landshut dem der Jurisprudenz, wandte sich aber bald der klassischen Philologie und Sprachkunde zu. Im Sommer 1813 trat er als Lieutenant in ein bayerisches Infanteriebataillon und focht unter anderm bei Hanau, dann in mehreren Schlachten in Frankreich mit. Nach dem zweiten Pariser Frieden zu Lindau in Garnison stehend nahm er seine früheren Studien wieder aus, erhielt 1818 seinen Abschied und ward Lehrer am Gymnasium in Augsburg, 1821 am Progymnasium zu Landshut und 1826 Professor an dem neuerrichteten Lyzeum daselbst. 1831-34 bereiste er mit dem russischen General Ostermann-Tolstoi Agypten, Nubien, Palästina, Syrien, die Sporaden, die Kykladen, das griechische Festland und verweilte längere Zeit in Konstantinopel. Obwohl er 1835 zum ordentlichen Mitglied der historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften in München ernannt wurde, erhielt er doch keine Erlaubnis zur Abhaltung von Vorlesungen an der Universität, verließ daher im Sommer 1836 München wieder, bereiste das südliche Frankreich, besuchte Florenz, Rom und Pisa und hielt sich dann vier Jahre in Genf bei dem Grafen Ostermann-Tolstoi auf. 1840 unternahm er eine zweite Reise in den Orient, fuhr die Donau hinab in das Schwarze Meer, verweilte in Trapezunt und Konstantinopel, besuchte den Berg Athos und bereiste Makedonien, Thessalien und einen großen Teil Griechenlands. Die Frucht dieser Reise waren die geistvollen »Fragmente ans dem Orient«, worin er die neugriechische Nationalität als ein den alten Griechen ganz fremdes, slavisches Völkergemisch darstellte. Auf einer dritten Reise, die er 1847 über Konstantinopel, Bruffa und den Olymp nach Palästina, Syrien und Kleinasien unternahm, traf ihn im März 1848 die Berufung zum Professor der Geschichte in München an Görres Statt. Von München in das Frankfurter Parlament gewählt, aber 1849 wegen Beteiligung an den Stuttgarter Beschlüssen seiner Professur an der Münchener Universität wieder enthoben, verlebte Fallmerayer den Winter 1849/50 als politischer Flüchtling in Appenzell und St. Gallen und, infolge des Amnestiegesetzes rehabilitiert, seit 1850 zurückgezogen in München, woselbst er am 26. April 1861 starb. Die nach seinem Tod in 3 Bänden erschienenen »Gesammelten Werke«, mit Biographie herausgegeben von Thomas (Leipzig 1861), enthalten außer den »Neuen Fragmenten aus dem Orient« zahlreiche kleinere Aufsätze. Die Straße hieß früher Ringstraße und erhielt zur Vermeidung von Verwechselungen mit dem Bavariaring seit dent 5. resp. 9. November 1894 den Namen Fallmerayers.

*) Vgl. Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, VI. Band S. 18.


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