Fernberg (1879) - Stiglmaierplatz

Fernberg - 1879

Beschreibung:

Stiglmayerplatz. Der Name dieses Platzes bewahrt das Andenken eines wackeren bayerischen Künstlers, nämlich des  Erzgießers Johann Bapt. Stiglmayer, dem es geglückt ist, die seit Peter Bischer und Hans Krumpter (s. Krumpterstraße) nicht mehr beachtete Kunst des Erzgußes wieder zu Ehren, ja zu höchster Vollendung zu bringen. Stiglmayer ist der Sohn eines unbemittelten Schmiedmeisters zu Fürstenfeldbruck und geboren daselbst im Jahre 1791. Frühzeitig legte er ein besonderes Talent für Zeichnen an den Tag; nach Vollendung seiner Werktagsschulpflicht kam er als Lehrjunge zu einem geschickten Münchener Goldarbeiter und besuchte zugleich die damals noch in ihrer ersten Blüthe stehende Central-Feiertagsschule mit solchem Fleiße, daß er am Schluße seiner Schulzeit den ersten Preis mit 100 fl. (171,34 Mark) errang. Sein hervorragendes Talent verhalf ihm später zu einer Anstellung in der kgl. Münzanstalt; 1819 sendete ihn König Max I. zur Vervollkommnung in der Erzbildnerei nach Italien, wo er vier Jahre verblieb und manches Abenteuer zu bestehen hatte. So wurde er einst bei Neapel von Banditen seines Mantels, Rockes und, was für ihn der schwerste Verlust war, seiner in den Kunstsammlungen Roms gemachten Zeichnungen beraubt; unverdrossen sammelte er aber auf´s neue solche Zeichnungen. Die italienischen Erzgießer, bei denen er lernen wollte, waren mit den Geheimnissen ihrer Kunst etwas zurückhaltend; aber Stiglmayer wußte, was man ihm verschwieg, durch seinen eigenen erfinderischen Geist und durch unermüdlichen Fleiß zu ergänzen. In einem abgelegenen Hause zu Neapel baute er sich mit eigenen Händen eine Gußofen und verfertigte mit dessen Hilfe Bildwerke, welche ihm Anerkennung verschafften. Nach München zurückgekehrt, erbaute ihm König Ludwig I. ein eigenes Gießhaus in der Erzgießereistraße, aus welchem bald die herrlichsten Gußwerke in Menge hevorgingen. München selbst besitzt von Stiglmayer den Obelisk, die Denkmäler König Max I. (modelliert von Rauch in Berlin) und Kurfürt Max I. (modelliert von dem Dänen Thorwaldsen), die zwölf vergoldeten Herzogstatuen im Thronsaale der Residenz (modelliert von Schwanthaler) u.A.m. Die Münchener Gießstätte wurde nun zur ersten in der Welt, und die hervorragendsten Bildhauer in ganz Europa vertrauten ihre zum Guß bestimmten Modelle Stiglmayer an. Auch aus Nord- und Südamerika gingen viele Bestellungen ein. Mitten in seiner künstlerischen Thätigkeit erkrankte aber Stiglmayer und starb am 2. März 1844; noch im Augenblicke seines Hinscheidens erfreute ihn die Nachricht, daß der Guß der für Franfurt bestimmten Göthestatue glücklich erfolgt sei. Auf dem Kirchhofe zu Neuhausen liegt er seinem Wunsche gemäß begraben. Sein Neffe Ferdinand von Miller führte die Münchener Erzgießerei ruhmreich fort, beendigte zunächst die schon in Ausführung begriffenen Werke wie z. B. die Bavaria (s. Bavariastraße), die Statuen Tilly´s und Wrede`s in der Feldherrnhalle u. s. w. und erwarb sich bald durch neue, eigene Werke den Ruf eines ausgezeichneten Erzgießers.


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