Adressbuch(1880) - Viktualienmarkt

Adressbuch - 1880

Beschreibung:

Er hieß früher auch „Marktplatz“ und wurde 1807 durch den Abbruch mehrerer zu den Beneficien der Heilig-Geist-Pfarrkirche gehörenden Häuser hergestellt, dann 1823-29 mittels Hinwegräumung ehemaliger Bräu- und Oekonomiegebäude (s. Heiliggeiststraße). In unmittelbarer Nähe des Obstmarktes, am Eingange in die Westenriederstraße, sieht man noch ein Stück der alten Stadtmauer mit einem wohlerhaltenen zinnenbekrönten Thurm aus der zeit König Ludwig des Bayers, in welchem jetzt Wohnungen eingerichtet sind. Er war das Modell zum einstigen Karls- Sendlinger- und Angerthorthurm und gibt uns ein treues Bild der Wart- oder Wachthürme jener früheren Tage. Mehr als hundert socher festen viereckigen Thürme befanden sich ehedem mit Zwischenräumen an den Stadtmauern zu Vertheidigungszwecken. Sie verschafften, wie wir aus einem Miniaturgemälde Hans Mielichs's von 1559 erkennen, München ein imposantes Ansehen. Von diesen zahlreichen Thürmen, welche alle mit Erbauung der zweiten Stadtmauern von 1285 oder 1287 an bis 1315 oder 1319 entstanden sind, ist uns nur mehr jener einzige, aber dafür vollkommen in seiner alten Gestalt, erhalten. Aud der entgegengesetzten Seite des MArktes kam man an der Stadtmauer entlang durch einen Thorthurm, den sogenannten „Seefeldbogen“, ind das Krotten- später Rosenthal (s. dasselbe). Die ehemalige, sehr alte „Roßschwemme“, ist vor einigen Jahren bei der letzten Erweiterung des Viktualienmarktes verschwunden. Dort befand sich bis 1810 an der Brücke auch die „Bäckerschnelle“, ein beweglicher Korb zwischen zwei Balken, mittelst deren jene, welche es mit dem Gewicht und der Qualität des Brodes zu leicht nahmen, in früheren Jahrhunderten ein unfreiwilliges Sturzbad erhielten.


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