Fernberg (1879) - Schiltbergerstraße

Fernberg - 1879

Beschreibung:

Schildbergerstraße. Johannes Schildberger  ist der Name eines Münchners, der im 14. Jahrhunderte lebte und vom Schicksale weit in der Welt herumgeworfen wurde. Im Jahre 1394 zogen nämlich mehrere bayerische Ritter nach Ungarn, um sich mit einem großen aus Deutschen, Franzosen und Ungarn bestehenden Kriegsheere zu vereinigen, das der König Sigismund von Ungarn (später deutscher Kaiser) zum Schutze der abendländischen Christenheit gegen die unter dem Sultan Bajazet vordringenden Türken führen wollte. Der junge Schildberger ging als Dienstbube eines dieser bayerischen Ritter mit. Aber in der großen Schlacht bei Nikopolis in Bulgarien 1396 wurde das christliche Heer gänzlich geschlagen. Bajazet ließ aus Rache 10000 Gefangene hinrichten; auch der Herr Schildberger´s befand sich unter diesen Unglücklichen; Schildberger wurde wegen seiner Jugend, er war erst 16 Jahre alt, nebst anderen jungen Leuten begnadigt, um unter die Sklaven des Sultans versetzt zu werden.  Bajazet kam aber später selbst in Gefangenschaft, nämlich in die des mächtigen Mongolenfürsten Tamerlan;  das gleiche Loos theilten seine Sklaven, worunter Schildberger. Auf den verschiedenen Kriegszügen seines neuen Gebieters und der Nachfolger desselben kam nun Schildberger in ganz Asien herum, bis es ihm nach 33jährigen Irrfahrten einmal gelang zu entfliehen und den Heimweg zu finden. 1427 kam er in München wieder an, verblieb nunmehr daselbst als ehrsamer Bürger und starb hochbetagt. Seinen Landsleuten erzählte er oft die merkwürdigen Begebenheiten vom türkischen "König Weyasit" (Bajazet), und wie der "Temerlin" (Tamerlan) den "Weyasit" besiegte; --- aber auch von einem "Riesen, der auf einmal so viel Holz nach Kairo (in Aegypten) trug, als nöthig war, sämtliche Backöfen dieser Stadt zu heizen, und darauf zwölftausend Wecken auf einen Sitze fraß, die er zum Lohne erhalten hatte" --- und ähnliche Mährchen mehr, die man entweder dem guten Schildberger auf seinen  unfreiwilligen Kreuz- und Querzügen aufgebunden, oder die er selbst erdacht hatte, um sich und seine staunenden Zuhörer damit zu ergötzen.


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