Fernberg (1879) - Rumfordstraße

Fernberg - 1879

Beschreibung:

Rumfordstraße. Der Graf von Rumford, dessen Name durch diese Straße der Erinnerung bewahrt wird, hat sich seinen Adelstitel nicht durch die Geburt, sondern durch seine Verdienste erworben; sein Leben war überhaupt reich an Ereignissen.-----Rumfords Geburtsland ist das ferne Amerika; im Staate Massachusetts dortselbst wurde er als der Sohn einfacher Eltern 1753 geboren und hieß eigentlich Benjamin Thompson. In dem Kriege, welcher 1774 in seinem Heimatlande zwischen den Engländern und den Amerikanern wegen der Unabhängigkeit Letzterer ausbrach, sah er sich genöthigt, zu den Ersteren zu fliehen, wo er bald eine Offiziersstelle erhielt, da er im Besitze guter physikalischer Kenntnisse war. Während er auf dem Kriegsschauplatze thätig war, starb seine Frau und hinterließ ihm ein neugeborenes Töchterchen, das er aber erst nach 20 Jahren, als er schon in Bayern war, zu sehen bekam. Das Kriegsgeschick (die Engländer wurden bekanntlich aus Nordamerika vertrieben) und andere Ereignisse brachten Thompson wiederholt nach Europa, ließen ihn aber nirgends zu Ruhe kommen. In Europa war es zuerst London, wo er nach dem Kriege versuchte, seinem Wunsche gemäß als Gelehrter und Menschenfreund zu wirken. Von hier aus wurde er durch den Herzog Maximilian von Zweibrücken (später König Max I.) dem Kurfürsten Karl Theodor empfohlen, der ihn auch 1784 nach München berief und wegen seiner vortrefflichen Leistungen nach und nach zu immer höheren Aemtern und Würden erhob. 1789 erhielt Thompson die Leitung des Kriegswesens; 1790 wurde er zum kurbayerischer Generallieutnant und Oberstinhaber des Artillerieregiments ernannt und 1792 unter dem Namen "Rumford" in den Reichsgrafenstand erhoben. ( In Rumford, einem Orte in Nordamerika, der jetzt den Namen "Conkord" führt, hatte nämlich Thompon vor dem Ausbruche des englisch-amerikanischen Krieges als Lehrer einer höheren Unterrichtsanstalt gewirkt.) München verdankt dem Grafen von Rumford besonders die Herstellung des englischen Gartens und die Errichtung der rumford`schen Suppenanstalten für Arme. Und 1796, als die Franzosen und Oesterreicher vor München standen, erstere auf dem Marsfelde, letztere auf dem Gasteige, um sich gegenseitig zu beschießen, traf Rumford mit dem bayerischen General Morawizky umfassende Vorbereitungen zum Schutze der Stadt.*) ---- Leider blieben dem trefflichen Manne Feindseligkeiten und Verfolgungen nicht erspart, so daß er 1798 seine Entlassung aus dem bayerischem Staatsdienste nahm; er zog sich hierauf wieder nach London zurück, wo er den Wissenschaften lebte. Später siedelte Rumford in die Nähe von Paris über, wo er 1814 starb. Denkmäler sind ihm errichtet im englischen Garten und in der Maximilianstraße; die Ruhmeshalle hinter der Bavaria enthält seine Büste.

*) Diese war nämlich von den beiden feindlichen Armeen zwar als neutral geachtet worden, stand aber dennoch in höchster Gefahr, von den hin- und herfliegenden Kugeln beschädigt zu werden; glücklicher Weise zogen sich die Franzosen nach drei Tagen wieder an den Lech zurück, ohne daß es zu einemgeftigeren Kampfe gekommen wäre.


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