Adressbuch(1880) - Augustinerstraße

Adressbuch - 1880

Beschreibung:

Deren ganze nordwestliche Seite bildet das ehemalige Augustinerkloster. Im Westen außerhalb der Stadt dehnten sich in alter Zeit Besitzungen des Kloster Schäftlan aus, auf welchem Feldbau und zwar vermuthlich vorzugsweiser Haberbau betrieben ward, daher man diese Gegend „auf dem Haberfelde“ nannte. Dort stand schon i frühen Tagen ein Kirchlein des heil. Johannes. Herzog Ludwig der Strenge erbaute nun 1281 für die Eremitenbrüder des Ordens des hl. Augustinus zu jenem kleinen Gotteshaus ein Klösterchen, welches anfänglich sehr unbedeutend gewesen sein mag, denn schon wenige Jahre darauf fasste dessen Sohn den, Herzog Rudolf I., der Stammler, wie aus dem Wortlaute der Stiftungsurkunde vom 4. April 1294 hervorgeht, den Entschluß, für sich und Namens seinesa Bruders Ludwig, des nachmaligen Kaisers, den Augustinern ein neuees, größeres Kloster zu bauen. Es ist wohl anzunehmen, daß dieser Bau schon längere Zeit vor Errichtung der Stiftungsurkunde begonnen worden sein wird, denn bereits unter dem 23. Mai 1294 erwirkten die Augustiner wegen Mangels der zum Fort- und Ausbau des Klosters nöthigen Geldmittel von dem Bischof Heinrich von Regensburg einen vierzigtägigen Ablaß. Die gänzliche Vollendung des Klosters und der Kirche erfolgte 1296 und am 2. Mai dieses Jahres, und zwar gleich nach der Einweihung des Chores der neuerbauten Franziskanerkirche, (s. Max-Joseph-Platz) geschah auch die Einweihung der Augustinerkirche durch den Bischof Emicho von Freising. Das die Augustinerkirche bei der großen Feuersbrunst am 14. Febr. 1327 gänzlich vernichtet worden sei, ist vollkommen irrig. Hingegen aber entstand Montag nach Georgi (25. April) 1429 ein Brand, welcher das Augustinerkloster und die Kirche verzehrte. Noch war letzteres nicht völlig wiederhergestellt, als am 1. Mai 1434 Mittags eine durch Mordbrenner gelegt Feuersbrunst das im Wiederaufbau begriffene Augustinerkloster sammt Kirche einäscherte. Nur langsam ging nach diesem doppelten Unglücke der großen Kosten wegen die Wiedererichtung der abgebrannten Gebäude von statten; erst am 1. Okt. 1449 wurden einige Altäre der neuenstandenen Kirche durch Peter Ulmer von Gmund, Weihbischof von Freising, benedicirt, und einige Zeit später die vollendete Kirche selbstconsecrirt. 1458 fand man es für nöthig, das Gotteshaus zu vergrößern. Auch diese Kirche blieb von dem Restaurationsfieber zu Anfang des 17. Jahrhunderts nicht verschont; 1620 mußte die Gothik der Renaisannse weichen. Um die Einkünfte des Klosters zu vermehren, ließ Prior Johann Baptist Inninger, ein geborenen Münchner, auf dem anstoßenden Klostergrunde in der Löwengrube, sowie auf dem dazugehörigen des Augustinergäßchen 1669 eine Reihe von gebäuden (die Häuser Nro. 1 bis 5) als „Miethstock“ erbauen, welche heute noch der „Augustinerstock“ heißen. 1803 fiel auch das Augustinerkloster der Säkularisation zum Opfer. Die großartige Kirche ist seit 1804 als Mauthhalle verwendet. – Wenn es richtig, daß die frühere Benennung der Liebfrauenstraße (s. dieselbe) „Freimannergäßel“ einst auch das Augustinergäßchen trug, dann darf vielleicht ein ehemaliger Zusammenhang beider angenommen werden.

Verlauf: Verbindet den nordwestlichen Theil des Frauenplatzes mit dem Ende der Kaufinger- und dem Anfang der Neuhauserstraße, gegenüber des Einganges in den Färbergraben.


Weiter zur Straßenbeschreibung