Stadtgeschichte München

Name	Frühmittelalterliches Gräberfeld
Stadtbezirk	16. Ramersdorf-Perlach
Stadtbezirksteil	Ramersdorf
Gruppierung	Archäologie am Oberen Hofanger
Rubrik	Infotafel

Das heutige Parkareal wurde in der frühen Merowingerzeit (spätes 5. und frühes 6. Jahrhundert n. Chr.) als Friedhof genutzt.
 

Die hier bestatteten Personen wurden in gestreckter Rückenlage mit dem Kopf im Westen beerdigt; Sie lagen wohl in allen Fällen in hölzernen Särgen, von denen sich aber im Kiesboden nur noch geringe Spuren erhalten hatten. In zumindest einem Grab deuten die Überreste auf eine Bestattung in einem ausgehöhlten Baumstamm (Baumsarg) hin, wie sie in der frühen Merowingerzeit öfter vorkommen. Die Gräber von zwei Kleinkindern sind demgegenüber eine Seltenheit, die nicht häufig nachzuweisen ist.

Nur einer der Männer wurde mit einer Waffe beerdigt. Dies ist typisch für den frühen Abschnitt der Merowingerzeit, in dem die später so häufige Waffenbeigabe erst langsam aufkommt.

Die Frauen waren mit teils reichen Schmuckbeigaben ausgestattet, darunter Glas- und Bernsteinperlen. Einzelne große
Glasperlen hingen an vom Gürtel herab hängenden Bändern (Gürtelgehänge), wo auch kleine Gerätschaften befestigt
werden konnten. Die Tote in Grab 4 trug hier einen Schlüsselbund und ein Sieblöffelchen aus Eisen. Es diente vielleicht zum Abseien von Gewürzwein und gibt damit einen Hinweis auf gehobene Lebensführung oder den Versuch, diese zu imitieren.

Die Funde lassen Rückschlüsse auf die damalige Mode zu und deuten weit reichende Kontakte der hier lebenden Menschen an. Sieben Frauen und einem Kind waren silberne Gewandspangen (Fibeln) beigegeben worden, deren Ver- gleichsfunde jeweils über große Teile Mitteleuropas verbreitet sind. Für dieses in der frühen Merowingerzeit häufig fest- zustellende Phänomen diskutieren Fachleute verschieden Erklärungsmodelle, z.B. persönliche Mobilität, Handel,
Herstellung durch Wanderhandwerker, diplomatische Geschenke oder auch Kriegsbeute.

Quelle: Infotafel vor Ort