Alte Quellen

Turnverein, Münchner Männer

Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (339)
Jahr 1914
Straße Häberlstraße 11

Turnverein, Münchner Männer, Häberlstr. 11. Turnhalle, erbaut 1909 von Gebr. Rank. Hauptbau so situiert, daß ein großer Spielplatz von 64000 qm freibleibt. Außer auf gute Belichtung (durch Lichthöfe) und Lüftung wurde auf größtes Fassungsvermögen des Hauptturnsaales, reichbemessene Garderoben, separaten Damenbetrieb, Einbau einer Bühne, Schaffung gemütlicher Vereinszimmer und hygienischer Baderäume Wert gelegt. Die Anlage zeigt zunächst als Haupttrakt die langgestreckte Turnhalle, die sich links zu einem — wegen der Umgebung niedriger gerichteten — Bühnenhaus erweitert, dann vorspringend das Gesellschaftshaus, an das sich — wegen der Grenzverhältnisse zurückspringend — der etwas niedrigere Seitentrakt für Damengarderobe und Kneipräume anschließt; Gesellschaftshaus und Seitentrakt sind durch eine Terrasse architektonisch zusammengeschlossen.

Fassade 83 m lang, graugelb verputzt, auf 2 m hohen Zementsockel. Gliederung sowohl vertikal (durch erwähnte Vor- und Rücksetzung sowie durch die aus der Halle als Lisenen vorspringenden Achteckpfeiler— dieTräger der mächtigen Gewölbe- und Dachkonstruktion — wie auch horizontal (zunächst durch die gewaltige Längenentwicklung des Ganzen, dann durch die breite Sockelwand, Gesimse, Fensterstützen, First und Dach. Hauptportal mit Rundbogennische am Gesellschaftstrakt. Ueber dem Ganzen liegt breitspurig das heruntergezogene Mansardendach, direkt auf den vorgeschobenen Achteckpfeilern ruhend. Als Schmuckformen leichtes Flachornament in Weiß als Rahmen um die Fenster, in den Obergeschossen grüne Fensterläden und Blumengitter; weiße Färbung für die konstruktiven Teile, Lisenen, Gesimse und Fensterleibungen, Graugelb für die großen Flächen. Inneres einfach und zweckdienlich eingerichtet; reicher ausgestattet nur die dem Empfang dienenden Räume: im Vorraum die graugrün gestrichenen Wände (auf Sockel aus Treuchtlinger Marmor) schwarz gefeldert und die leicht ornamentierte Stuckdecke mit Beleuchtungskörpern besteckt. Vestibül, als Zentralraum des Hauses, auf ein feierliches, mit saftigem Ocker überlasiertes Gelb gestimmt, das sich mit dem Grün der Fliesensockel und dem Weiß der Kassettendecke harmonisch ergänzt. Turnhalle, imposanter Riesenraum (41: 24 m), ein „Meisterwerk moderner Eisenbeton-Technik“, derzeit die geräumigste Deutschlands. Hohes Rabitz-Tonnengewölbe, im Scheitel mit sehr rauhem Rieselbewurf (zur Vermeidung des Echos beim Turnkommando); Zuschauergalerie, auf 3 Seiten umlaufend und von Eisenbeton-Konsolen getragen; Galeriebrüstung gleichfalls massiv aus Eisenbeton, durchbrochen von Achteckfüllungen, mit weiß und grün eingefaßten Gußeisenplaketten. Turngeräte meist als Steckgeräte konstruiert, mit wenigen Griffen leicht zu entfernen und unter die Bühne wegzuräumen; der Lohboden kann jederzeit mit exakt gefügten Brettern zugedeckt werden — und in kaum einer Stunde haben ein paar Mann den Turnsaal in einen Festsaal verwandelt. Künstlerische Mitarbeiter waren die Gebrüder Erlacher [SB 10, 11].


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