Alte Quellen

Pinakothek, Alte

Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (250)
Jahr 1914
Straße Barerstraße 27

Pinakothek, Alte; Barerstr. 27. In München war 1802 bis 06 durch Einverleibung der Düsseldorfer-, Mannheimer- und Zweibrückergalerien, durch die Säkularisation und durch neue glückliche Käufe (wie der Sammlungen Boisseree und Fürst Wallerstein) ein ungeheuerer Gemäldeschatz von 7500 Nummern zusammengekommen; von diesen konnte das bisherige Galeriegebäude im Hof garten nur einen kleinen Teil aufnehmen, während das meiste in kgl. Schlössern oder Magazinen im ganzen Lande zerstreut untergebracht war. Damals zeigten sich die neuzeitlichen Gedanken von den Herrscherpflichten an den Höfen bereits auch in dem Sinne, daß die Kunstschätze, die ehedem als Eigentum der Fürsten in Räumen anfbewahrt wurden, die mit ihrer. Wohnungen in direkter Verbindung standen, nunmehr zum Genuß und zur Belehrung des ganzen Volkes dienen sollen. Daraus entwickelte sich in Italien, England, Frankreich und schließlich auch in Deutschland jener eigenartige Typus von Bauwerken, den wir als „Museum“ (Studiersaal) bezeichnen und den die frühere Zeit nicht kannte. So entstand in München zunächst die Glyptothek und bald darauf unsere A lte Pinakothek, von Ludwig I. durch Kieme 1826—36 für eine halbe Million Gulden errichtet. Wie keine andere Schöpfung des kunstsinnigen Königs hat diese Alte Pinakothek Münchens Stellung als Kunststadt begründet. Außer der Gemäldesammlung (ältere Kunst von 1400—1800) enthält das Gebäude die Kgl. Graphische Sammlung (über 320000 Handzeichnungen, Pläne, Skizzen, Kupferstiche u. s. w.) und die Vasensammlung mit 1500 antiken Stücken, in ihrer Art „eine der bedeutendsten Sammlungen der Welt“. In der Gemäldegalerie sind an Schulen vertreten niederdeutsche, niederländische, oberdeutsche, flämische (mit dem Rubensaal), holländische, italienische und spanische Meister. Für die innere Ordnung war das historische Prinzip Richtschnur, um die Entwicklung vom Beginn der Oelmalerei bei den Niederlanden an vorführen zu können; die Trennung der Sammlung (im ganzen 1450 Nummern) nach großen Formaten für die (13) Hauptsäle und kleinen Formaten für die (23) Kabinette erwies sich als praktisch.

An der Südseite ziehen sich die in großen Bogenfenstern sich öffnenden Loggien des Cornelius entlang, die den Entwicklungsgang der Malerei in 25 kleinen Kuppel- und Lünettenbildem darstellen — nach Skizzen des Meisters ausgeführt von Clemens Zimmermann u. a.

Aufbau. Im Außenbau „verlangte der König einen vornehmen repräsentativen Charakter. Die Formensprache der venezianischen Hochrenaissance, zugeschnitten auf die einfacheren nordischen Verhältnisse, gab die Hauptanregung; der langgezogene mächtige Block (127:37 m im Grundriß) mit dem ruhigen System der Wandgliederung errinnert sogar an die römische Palastarchitektur, die ein solches Massiv am ehesten wirksam gemacht hatte und leichten Herzens auf große Portaldekoration und Mittelrisalite mit Kuppelbekrönung verzichtete. Obwohl ursprünglich der Haupteingang für die Mitte der Südfront geplant war (wo die Gemälde der Corneliusloggia stimmungsvoll einleiten sollten), entschied man sich nachträglich sogar, denselben auf eine Schmalseite zu verlegen [W 211]“, wodurch sich die jetzige etwas meschine Treppenanlage erklärt. Die Hauptform ist ein von Ost nach West gerichtetes Rechteck mit Erdgeschoß und Obergeschoß, an dessen beiden Enden (südlich und nördlich) kurze quadratische Querbauten vortreten. Wie aber hier die Schwierigkeit bewältigt wurde, einen so langgezogenen Bau, ohne vortretendes Mittelstück, herzustellen, ohne dabei langweilig zu werden, bleibt immer ein Meisterstück der Proportionskunst; man beachte die Vorbereitungen im Untergeschoß für die so außerordentlich wohllautenden rechteckigen Proportionen des Obergeschosses — wie sich da Proportionen aus Proportionen entwickeln! Und in der Eormengebung im einzelnen überragt der Bau den Klenzeschen Königsbau der Residenz um ein beträchtliches. In der Mitte der Langseite, an Stelle des projektierten Eingangs, ist gegenwärtig eine Durchfahrt, der an der repräsentativen Südseite 3 Tore zwischen 4 frei vor der Mauer stehenden unkannelierte jonische Säulen gegeben sind, während jene an der schlichten Nordfront ein von 2 Pilastern flankiertes Tor zeigt. Das Gebälk der jonischen Halbsäulenstellung im Hauptgeschoß hat über dem Architrav ein Konsolenfries. Auf der Attika stehen die 24 Sandsteinstandbilder berühmter Maler, modelliert von L. Schwanthaler. Im Aeußern sind die Architekturformen aus grünlich-gelbem Donausandstein, die glatten Wandflächen dagegen in unverputztem gelblichem, hartgebranntem Backstein ausgeführt. Im Vestibül führen 2 einarmige Marmortreppen zum Hauptgeschoß; die eigentliche, dreiarmige Haupttreppe beginnt nicht sofort, sondern erst hinter einer 3 Rundbogen enthaltenden Mauer; als Deckenstützen dienen 4 jonische Marmorsäulen. Im Treppenhaus sind auch die Bilder der Stifter der Sammlung. Im Fries unterm Plafond Medaillons mit Szenen aus der bayerischen Geschichte von Schwanthaler entworfen. Fußboden aus venezianischem Terrazzo [Arch. Franz Schmitt in B 06; Rb; W].


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