Münchner Personenverzeichnis

Geboren 16.8.1872 [Graz, Österreich-Ungarn]
Gestorben 10.10.1948 [München]
Beruf Komponist  Dirigent  
Wikipedia
Hausegger
Sigmund Hausegger
Bildrechte: Frank Eugene artist QS:P170,Q67378, Sigmund von Hausegger, Kapellmeister MET DP72104, CC0 1.0

Siegmund von Hausegger war der Sohn des Rechtsanwalts und Privatdozenten für Musikwissenschaft Friedrich Edler von Hausegger, der sich in musikästhetischen Schriften für Richard Wagner einsetzte und schon früh für eine „rassische Musikwissenschaft“ stritt, und dessen Ehefrau Hedwig geborener Goedel. Ersten Klavierunterricht erhielt Siegmund von seiner Mutter, später lernte er Horn und Violine und brachte sich selbst das Spiel auf der Orgel bei. Durch den Vater wurde er früh an die Musik Wagners herangeführt und blieb zeitlebens ein großer Verehrer dieses Komponisten. An der Universität seiner Heimatstadt Graz studierte Hausegger Literatur, Philosophie, Geschichte und Kunstwissenschaft. Die musikalische Weiterbildung erfolgte durch Erich Wolf Degner, Karl Pohlig (Graz) und Martin Plüddemann.

Als Gastdirigent war er 1895 in Graz, 1899/1903 Leiter der Volks-Sinfoniekonzerte in München, 1903 Leiter der Museumskonzerte in Frankfurt am Main, 1910 ff. Berlin und Hamburg tätig. Ab 1920 war er Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und Präsident der Münchner Akademie der Tonkunst bis 1934, an der er auch bis 1938 als Leiter der Konzerte des Tonkünstlervereins unterrichtete. Zu seinen namhaften Schülern zählten Karl Marx, Eugen Jochum und Karl Höller.

Hausegger ist u. a. als Interpret von Werken der Neudeutschen Schule und Anton Bruckners bekannt geworden. Herauszuheben ist hier besonders, dass er sich als einer der ersten namhaften Dirigenten konsequent für die Verbreitung der Originalfassungen der Sinfonien Bruckners einsetzte. So leitete er auch die Erstaufführungen der Originale der Bruckner-Sinfonien Nr. 5 (1935) und Nr. 9 (1932), daneben 1938 auch die erste kommerzielle Einspielung der 9. Sinfonie überhaupt.

Im Dritten Reich war Hausegger, dessen Liebe zu Wagner, Franz Liszt und Bruckner mit den offiziellen Richtlinien konform ging, in die nationalsozialistische Kulturpolitik eingebunden. Hausegger war Mitunterzeichner des von Hans Knappertsbusch verfassten und unter anderem von Hans Pfitzner unterschriebenen „Protests der Richard-Wagner-Stadt München“, in dem die Kritik Thomas Manns an Richard Wagner in scharfen Worten zurückgewiesen wurde. Dieser durch einen offenen Brief Hauseggers verschärfte Angriff auf Mann bekam im nationalsozialistischen Deutschland rasch eine politische Dimension und trug deshalb dazu bei, die Emigrationspläne Manns konkret werden zu lassen. Später bezeichnete Hausegger seine Teilnahme an dem Protest als den größten Fehler seines Lebens. Seit 1934 gehörte Hausegger dem Führerrat der deutschen Komponisten innerhalb der Reichsmusikkammer an. Er war es auch, der im November 1934 ein Münchener Propagandakonzert der SS mit Werken von Wagner und Bruckner leitete Anlässlich der Enthüllung von Bruckners Büste in der Walhalla bei Regensburg 1937 durch Adolf Hitler dirigierte er Bruckners 8. Sinfonie. 1938 rief der gebürtige Österreicher Hausegger zur Volksabstimmung auf, indem er den Anschluss Österreichs als „wahrhaftige Siegfriedtat des Führers“ und Rettung „vor der Versklavung“ feierte. Anlässlich seines 70. Geburtstages verlieh ihm Adolf Hitler 1942 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Gleichwohl sah sich der deutschnational, aber nicht nationalsozialistisch gesinnte Musiker aufgrund seiner Weigerung, in die NSDAP einzutreten, fortlaufenden Anschuldigungen und Bedrohungen ausgesetzt. So wurde er bereits 1933 nach seiner Ablehnung, das Horst-Wessel-Lied im Zentrum einer Veranstaltung erklingen zu lassen, von der SA vom Podium gerissen. Es folgten Warnungen vor einer Verhaftung durch die Gestapo. Diese Umstände veranlassten Hausegger bereits 1934 zum Rücktritt vom Amt des Präsidenten der Akademie der Tonkunst. 1938 legte er resigniert alle weiteren Ämter nieder.

Richard Strauss und Hausegger kannten sich. Nach Kriegsende trafen sie sich und für beide war die Situation nicht einfach. Trotzdem ging es Strauss – vor allem finanziell – etwas besser. Da bemerkte Strauss, in seiner typischen Art, zu Hausegger: „Schaug’ns Hausegger, der Unterschied zwischen Ihnen und mir is ganz einfach: Sie wollen immer die Sterne vom Himmel; ich sag: gebt’s mir 50 Mark.“ (Anlässlich einer Gedenksendung im Bayerischen Rundfunk, die sein Sohn Friedrich zum 20. Todestag gestaltete (1968) erzählte dieser zum Schluss diese bezeichnende Anekdote.)

Quelle: Wikipedia

Grabstätte

Grabstätte - Sigmund Hausegger Ostfriedhof
Sektion: 044 - Reihe: 1 - Nummer: 4
* 16.08.1872 (Graz, Österreich-Ungarn)
† 10.10.1948 (München)

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