Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Hermann Obrist (1862–1927) war einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen und schweizerischen Jugendstils und gilt als wegweisender Pionier moderner dekorativer Kunst. Geboren in Kilchberg bei Zürich, begann er zunächst ein Studium der Medizin und Biologie, wandte sich jedoch bald der Kunst zu. Seine Aufenthalte in Florenz, Paris und London prägten sein Verständnis für angewandte Kunst, Naturformen und den internationalen Arts-and-Crafts-Gedanken.
Nach seiner Übersiedlung nach München 1895 entwickelte Obrist ein einzigartiges Formvokabular, das den Jugendstil entscheidend beeinflusste. Besonders bekannt wurde er durch seine dynamisch geschwungenen Linien, die später als „Peitschenhiebstil“ bezeichnet wurden. Dieses charakteristische Motiv – ein kraftvoll geschwungener, organischer Linienzug – fand sich in seinen Stickereien, Wandreliefs, Keramiken und Möbelentwürfen. Obrist war Mitbegründer der Münchner Vereinigten Werkstätten, in denen Künstler und Kunsthandwerker gemeinsam neue Wege der Gestaltung suchten.
Als Lehrer an der Debschitz-Schule prägte er eine ganze Generation junger Künstler:innen und setzte sich konsequent für die Einheit von Kunst und Handwerk ein. Sein Werk wird als Brückenschlag zwischen Jugendstil, Symbolismus und den Anfängen der Moderne verstanden. Hermann Obrist starb 1927 in München, hinterließ jedoch ein wegweisendes Œuvre, das bis heute die Kunst- und Designgeschichte beeinflusst.
Quelle: Wikipedia