Münchner Personenverzeichnis

Geboren 11.1.1869 [Rielingshausen]
Gestorben 22.9.1959 [Rielingshausen]
Beruf Theologe und Politike  
Suchbegriffe Gegner des Nationalsozialismus  
Wikipedia
Traub Gegner des Nationalsozialismus
Gottfried Traub
Bildrechte: unbekannt, TraubGottfried, als gemeinfrei gekennzeichnet

Gottfried Traub war ein deutscher Theologe und Politiker (NSV, FVg, FVP, DNVP).

1904 verfasste Traub sein Buch Ethik und Kapitalismus. Grundzüge einer Sozialethik (2. Aufl. 1909). „Dieses Werk, das vor 1914 breit rezipiert, in der weiteren Wirkungsgeschichte jedoch weitgehend vergessen wurde, ist als erste evangelische Wirtschaftsethik unter den Bedingungen industrialisierter Gesellschaften zu würdigen.“ „… es ist nach Günter Brakelmann ‚das progressivste (Buch) eines sozialliberalen Theologen aus der Vorkriegszeit‘“ vor dem Ersten Weltkrieg.

1905 unterstützte Traub die Arbeiter beim großen Bergarbeiterstreik, dem bis dahin größten Arbeiterausstand der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Wegen seines liberalen theologischen Standpunkts geriet Traub immer wieder in Auseinandersetzungen mit seiner vorgesetzten Behörde.

Nach seiner Dienstentlassung als Pfarrer suchte Traub ein neues Betätigungsfeld, um weiter für seine sozialliberalen Gedanken wirken zu können. Er ging in die Politik und trat der linksliberalen Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) bei. 1913 wurde er für die FVP im Wahlkreis Berlin-Teltow als Abgeordneter ins Preußische Abgeordnetenhaus gewählt.

Im März 1920 nahm Traub am Kapp-Putsch teil. Kapp wünschte Traub als Kultusminister, Traub hatte jedoch Bedenken. Die Entscheidung wurde zurückgestellt, da die Kabinettsbildung erst später stattfinden sollte. Zeitungen meldeten jedoch schon eine Kabinettsliste mit Traub als Kultusminister. Nach dem Scheitern des Putsches flüchtete Traub nach Österreich. Im Oktober 1920 kehrte er nach der Amnestie nach Deutschland zurück.

Nach 1933 war Traub entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und stellte sich in seiner Zeitschrift Eiserne Blätter gegen dessen antichristliche Strömungen. Dies führte zunächst zum Verbot einzelner Hefte und schließlich 1939 der ganzen Zeitschrift durch die Gestapo.

Im Herbst 1935 warf Traub dem Reichstagsabgeordneten Axel von Freytagh-Loringhoven vor, er habe „ohne Vorwissen des Parteiführers Hugenberg die entscheidende Verhandlung geführt“, die die Selbstauflösung der DNVP am 27. Juni 1933 einleitete. Freytagh-Loringhoven war von der Parteileitung beauftragt worden, bei Reichsinnenminister Wilhelm Frick (NSDAP) in Erfahrung zu bringen, „welche Absichten der DNVP gegenüber bei der Reichsregierung bestünden“. Stattdessen hatte er dann jedoch mit Frick über die Bedingungen der Selbstauflösung verhandelt. Traubs Vorwurf zeigt, dass er zu denjenigen zählte, die auf rechtzeitige Hilfe des Reichspräsidenten oder der Reichswehr (gegen eine Alleinherrschaft Hitlers) hofften oder auch nur die Ungleichheit des deutschnationalen und des nationalsozialistischen Denkens und Wollens geschichtlich deutlicher hätten klarstellen wollen.

1940 wurde Traub dem kirchlichen Widerstand in München zugerechnet.

Quelle: Wikipedia