Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Geboren | 28.7.1925 [Allenstein im Ermland] |
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Gestorben | 17.8.2014 [Allenstein im Ermland] |
Beruf | Slawist Balkanologe Literaturwissenschaftler Hochschullehrer |
Der Vater Gerhard Gesemann, verheiratet mit Kristel Gradowski, war ein deutscher Slawist, Volkskundler, Literaturwissenschaftler und Universitätsprofessor. Wolfgang Gesemann verbrachte die Jugend und Schulzeit in Prag, wo er mit der dortigen tschechischen Bevölkerung in Kontakt kam. Mit der Gründung des „Deutschen Wissenschaftlichen Instituts“ 1941 in Belgrad, wo der Vater die Leitung übernommen hatte, kam er mit der Kultur der Serben in Kontakt. Nach dem Abitur in Prag wurde er 1943 zum Militärdienst einberufen. Nach der Entlassung aus der französischen Kriegsgefangenschaft 1948 setzte er ab 1952 an der Universität München (LMU) das Studium fort, mit den Fächern Slawische Philologie, Anglistik und Philosophie sowie Romanistik und Soziologie. Die Dozenten im Hauptfach Slawische Philologie waren Paul Diels, Erwin Koschmieder, Alois Schmaus und Wilhelm Lettenbauer, in der Anglistik Wolfgang Clemen und in der Philosophie Alois Dempf.
Die Dissertation aus dem Bereich der bulgarischen Literatur Epische Studien. Der Roman bei Ivan Vazov hatte Erwin Koschmieder als Doktorvater betreut; im Februar 1956 wurde sie von der Philosophischen Fakultät der Universität München angenommen und 1966 in Buchform in der von Alois Schmaus begründeten und herausgegebenen Buchreihe Slavistische Beiträge (Verlag Otto Sagner) veröffentlicht. Mit dieser wissenschaftlichen Arbeit über den bulgarischen Nationalschriftsteller Ivan Vazov wurde Wolfgang Gesemann ebenfalls frühzeitig in Bulgarien bekannt. Nach der Promotion zum Dr. phil. arbeitete er am Osteuropa-Institut München (OEI), dann am Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA) und schließlich am Institut für Slawistik der Universität Mainz (JGU).
1970 verfasste er die Habilitationsschrift Die Entdeckung der unteren Volksschichten durch die russische Literatur. Zur Dialektik eines literarischen Motivs von Kantemir bis Belinskij. 1972 erschien sie als Band 39 der Veröffentlichungen des Osteuropa-Institutes München, herausgegeben von dem führenden Ost- und Südosteuropahistoriker Georg Stadtmüller. 1970 erhielt Wolfgang Gesemann u. a. aufgrund dieses Werkes die Lehrberechtigung für das Fach Slawische Philologie. In den folgenden beiden Jahren war er als Privatdozent an der Universität München tätig. Nach einer Gastprofessur an der Universität Salzburg lehrte und forschte Wolfgang Gesemann von 1972 bis 1987 als Professor für Slawische Literaturen an der Universität des Saarlandes.
Gemeinsam mit dem Saarbrücker Theologen Gert Hummel und der Bulgaristin Rumjana Zlatanova begann er die Kooperation mit der Universität Sofia, die durch zahlreiche gemeinsame Projekte über den Bereich der Bulgaristik weit hinausreichend in den seinerzeit in Folge der neuen Ostverträge rasch wachsenden deutsch-bulgarischen Kulturbeziehungen und der Einrichtung eines Lektorates für Bulgarisch an der Universität des Saarlandes einen sichtbaren Ausdruck fand. Die Verdienste Wolfgang Gesemanns um die Entwicklung der Bulgaristik in Deutschland wurden 1996 durch die Verleihung der Würde eines Doctor honoris causa der Universität Sofia gewürdigt und ab Juli 2008 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften gewählt.
Nach seiner Emeritierung 1987 wirkte Wolfgang Gesemann weiter für die Förderung der deutsch-bulgarischen Kulturbeziehungen. Als es 1994 darum ging, im Gegenzug zum Abbau der Ost- und Südosteuropastudien in Deutschland mit einer Deutsch-Bulgarischen Gesellschaft eine wissenschaftlich ausgerichtete Vereinigung ins Leben zu rufen, die sich die Intensivierung der deutsch-bulgarischen Beziehungen zur Aufgabe machen sollte, war Wolfgang Gesemann einer der ersten, die diesen Plan als Gründungsmitglieder tatkräftig unterstützten. Seiner Anregung folgend wurde am 31. Mai 1996 in der Staatsbibliothek zu Berlin-Stiftung Preußischer Kulturbesitz die „Deutsch-Bulgarische Gesellschaft zur Förderung der Beziehungen zwischen Deutschland und Bulgarien“ gegründet. Zudem wurde ein von der Gesellschaft betreutes „Bulgarien-Jahrbuch“ neu herausgegeben und die „Bulgarische Bibliothek“ neu verlegt, die bereits in den Jahren des Ersten Weltkrieges von dem Leipziger Romanisten und Balkanologen Gustav Weigand begründet worden war – eine Reihe, die es mit ihrer neuen Folge inzwischen auf die stattliche Zahl von 20 Bänden gebracht hat. Beide neu etablierten wissenschaftlichen Editionen hat Wolfgang Gesemann als Mitherausgeber von Anfang an begleitet.
Quelle: Wikipedia