Münchner Personenverzeichnis

Geboren 22.1.1877 [Tingleff/Tondern]
Gestorben 3.6.1970 [Tingleff/Tondern]
Beruf Bankier  Reichsbankpräsident  Reichswirtschaftsminister  
Suchbegriffe Nationalsozialismus  
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Horace Greeley Hjalmar Schacht war ein deutscher Politiker, Bankier, von 1923 bis 1930 und 1933 bis 1939 Reichsbankpräsident und von 1934 bis 1937 Reichswirtschaftsminister.

Schacht gehörte zu den 24 im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof angeklagten Führungspersonen der Zeit des Nationalsozialismus und wurde am 1. Oktober 1946 in allen Anklagepunkten freigesprochen.

Schacht Nationalsozialismus
Hjalmar Schacht
Bildrechte: Bundesarchiv, Bild 102-12733 / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 102-12733, Hjalmar Schacht, CC BY-SA 3.0 DE

In den 1960er Jahren wurde er Mitglied der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik. 1967 hielt Schacht ein wirtschaftspolitisches Referat auf dem Parteitag der nationalistischen Sammlungsbewegung Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD).

Durch Vermittlung von Emil Georg von Stauß lernte er im Dezember 1930 Hermann Göring kennen. Am 5. Januar 1931 traf er bei einem gemeinsamen Essen auf Hermann Göring, Joseph Goebbels und Adolf Hitler, von letzterem war er tief beeindruckt.[11] Im Oktober 1931 hielt Schacht eine aufsehenerregende Rede auf dem Treffen der NSDAP, der DNVP und des Stahlhelms in Bad Harzburg (Harzburger Front), in der er die Geldpolitik der Reichsbank polemisch angriff. 1932 begann Schacht, die NSDAP zu unterstützen, ohne jedoch bis zu diesem Zeitpunkt in die Partei einzutreten. Er wurde Mitglied des Keppler-Kreises, der 1933 in den Freundeskreis Reichsführer SS umgewandelt wurde.[12] Schacht war einer der Unterzeichner der Eingabe von zwanzig Industriellen, Bankiers und Großagrariern an Paul von Hindenburg mit der Aufforderung, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Diese Eingabe hatte keinen sofortigen Erfolg. Hindenburg ernannte statt Hitler zunächst Kurt von Schleicher zum Reichskanzler.

Nach Schleichers Scheitern wurde Hitler Reichskanzler. Er machte Schacht am 17. März 1933 erneut zum Präsidenten der Reichsbank. Schacht half in dieser Position mit den Mefo-Wechseln, die Aufrüstung der Wehrmacht zu finanzieren. Im gleichen Jahr einigten sich Reichsbankpräsident Schacht, der Hitler-Vertraute Hermann Göring und Reichswehrminister Werner von Blomberg auf den Finanzrahmen für diese Aufrüstung: 35 Milliarden Reichsmark, verteilt über acht Jahre. Dabei sollten vier Jahre für den Aufbau der Verteidigungskapazität genutzt werden und weitere vier Jahre für die Schaffung einer Offensivarmee.[13] Schacht besuchte mehrfach auf Einladung der NSDAP den Reichsparteitag in Nürnberg und spendete nennenswerte Geldbeträge an die SA. Am 30. Januar 1937 wurde ihm und den übrigen Reichsministern von Hitler zum vierten Jahrestag der Machtergreifung das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP verliehen.[14] Damit war Schacht Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.805.230), was er nach dem Ende des Nationalsozialismus bestritt. Schacht zahlte einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 1000 Reichsmark. Er war 1937 und 1938 – zum Teil auch mit ausländischen Gästen – auf vielen Fotos von offiziellen Anlässen mit dem Parteiabzeichen der NSDAP zu sehen.

Schacht war Mitglied in der nationalsozialistischen Akademie für Deutsches Recht. Er gehörte dem Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft an und war von 1933 bis 1946 Senator der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.

Am 30. Juli 1934 wurde Schacht Nachfolger von Kurt Schmitt als Reichswirtschaftsminister (bis November 1937), von Mai 1935 bis November 1937 war er zugleich Generalbevollmächtigter für die Kriegswirtschaft.

Als Reichswirtschaftsminister setzte er im September 1934 eine als Neuer Plan bezeichnete Gesetzgebung in Kraft. Mit ihr sollte der Devisennot durch eine drastische Beschränkung der Einfuhren und durch Förderung bilateraler Handels- und Verrechnungsabkommen begegnet werden.[16] Im November 1937 trat Schacht von seinem Amt als Wirtschaftsminister zurück, weil er von Hitler in diesem Amt nicht ernst genommen wurde. Schacht hatte große Bedenken gegen die Autarkiepolitik des Dritten Reiches. Im Falle der Synthese von Benzin aus Kohle kritisierte er die Unwirtschaftlichkeit des Verfahrens, im Fall des Vorhabens, Eisenerz nur aus deutschen Erzlagern zu decken, die geringe Qualität des deutschen Eisenerzes, was eine Autarkie unmöglich machen würde. Für Schacht war die Autarkiepolitik größtenteils Verschwendung von Ressourcen.[17] Hermann Göring griff bei seiner Verfolgung des Vierjahresplans zudem ständig in die Kompetenzen des Wirtschaftsministers ein, ohne dass Hitler dem Einhalt geboten hätte. Auf Hitlers Wunsch blieb Schacht – einflussloser – Reichsminister ohne Geschäftsbereich, bis Hitler ihn 1943 auch aus diesem Amt entließ.

Im Dezember 1938 führte Schacht in London mit George Rublee, dem Direktor des Intergovernmental Committee on Refugees, Verhandlungen über die Aussiedlung von Juden. Mit Wirkung vom 20. Januar 1939 wurde er von Hitler wegen seiner Kritik an der Rüstungs- und Finanzpolitik aus dem Amt des Reichsbankpräsidenten entlassen.

Drei Tage nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Schacht von der Gestapo festgenommen,[19] weil er angeblich Kontakt zu den Attentätern gehabt hatte. Nach vier Monaten im Berliner Gestapo-Gefängnis wurde er in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Flossenbürg interniert. Am 8. April 1945 wurde er ins KZ Dachau verlegt. In den letzten Kriegstagen gehörte er zu den 141 Sonder- und Sippenhäftlingen, die von der SS von Dachau in die „Alpenfestung“ nach Niederdorf in Südtirol transportiert wurden, wo am 30. April 1945 die Befreiung der SS-Geiseln in Südtirol erfolgte.

Beim Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess wurde er unter anderem beschuldigt, „Verbrechen gegen den Frieden“ begangen zu haben. Schacht plädierte auf nicht schuldig und führte an, dass er bis zum Kriegsbeginn alle Machtbefugnisse bereits verloren hatte. Sein als Zeuge geladener Weggefährte Hans Gisevius sagte zu seinen Gunsten aus. Weiter sagte Wilhelm Vocke, Mitglied des Direktoriums der Reichsbank von 1919 bis 1939, als Zeuge der Verteidigung aus. Schacht wurde 1946 von dem Gericht freigesprochen.

Der US-Psychologe Gustave M. Gilbert untersuchte alle Angeklagten der Reichsregierung und des Militärs auf ihre Intelligenz hin; er attestierte Schacht einen IQ von 143, den höchsten Intelligenzquotienten unter den Angeklagten.

Schacht wurde wenige Tage nach seinem Freispruch auf Weisung der Landesregierung von Württemberg-Baden mit der Begründung, als ehemaliger Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister habe er zu den Führungspersönlichkeiten des „Dritten Reiches“ gehört, festgenommen. 1947 verurteilte ihn (nach Protesten aus der Bevölkerung) die Entnazifizierungs-Spruchkammer in Stuttgart als „Hauptschuldigen“ zu acht Jahren Arbeitslager nahe Ludwigsburg. 1948 legte er Berufung ein; im September 1948 wurde er als „Entlasteter“ freigesprochen und freigelassen. Noch im selben Jahr veröffentlichte er seine Schrift Abrechnung mit Hitler.

Quelle: Wikipedia