Münchner Personenverzeichnis

Geboren 1.8.1889 [Biebrich am Rhein]
Gestorben 10.8.1979 [Biebrich am Rhein]
Beruf Physiker  
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Walther Gerlach war ein deutscher Physiker.

  • 1948 bis 1951 - Rektor an der Ludwig-Maximilians-Universität
  • 1949 bis 1951- erster Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft
  • 1951 bis 1961 - Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • 1956 bis 1957 - Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG).

Gerlach war nie Mitglied der NSDAP und sympathisierte nicht einmal entfernt mit dem Nationalsozialismus. Er war ein Gegner der Deutschen Physik und protestierte gegen Bücherverbrennungen und andere Umtriebe der nationalsozialistischen Studentenschaft, so dass er sogar im Wintersemester 1933/34 ein Vorlesungs- und Prüfungsverbot erhielt. Von ihm sind folglich keine antisemitischen Äußerungen bekannt, er schützte im Gegenteil seine jüdische Studentin Gertrude Scharff und ermöglichte noch 1935 ihre Promotion. Auch nach dem Krieg weigerte sich Gerlach konsequent, Antisemiten und Hitlerverehrern „Persilscheine“ auszustellen. Zugleich war Gerlach durch und durch patriotisch gesinnt. „Nationalismus galt nicht als politische Position, sondern als selbstverständliche Haltung eines deutschen Ordinarius“, führte der Wissenschaftshistoriker Ulrich Herbert in seinem Festvortrag anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Stern-Gerlach-Experiments aus.

Nachdem Otto Stern 1921 die Idee zu einem grundlegenden Experiment gehabt hatte, mit dem sich anhand der sogenannten Richtungsquantelung experimentell zwischen der klassischen und der Quantenanschauung bezüglich des magnetischen Moments von Teilchen unterscheiden ließe, konzipierten Stern und Gerlach die praktische Umsetzung des heute als Stern-Gerlach-Versuch bekannten experimentellen Aufbaus. Der Versuch wurde im Februar 1922 von Gerlach in Frankfurt erfolgreich durchgeführt. Gentner schreibt, dass dieser Versuch für die damalige Zeit ein „Höchstmaß an Experimentierkunst“ erforderte; im Ergebnis wurde der Beweis für die Richtigkeit der Annahme der Richtungsquantelung erbracht, wie es Niels Bohr – im Gegensatz zu anderen Physikern – vorhergesagt hatte. Dies kommentierte Gerlach in einem Telegramm an Stern in Rostock mit den Worten: „Bohr hat doch recht.“ Auf einer Postkarte schrieb der kritische Theoretiker Wolfgang Pauli am 17. Februar 1922 an Gerlach: „Jetzt wird hoffentlich auch der ungläubige Stern von der Richtungsquantelung überzeugt sein.“ Gerlach wurde für diese Arbeit, zusammen mit Stern, 1925 und in elf weiteren Jahren für den Physik-Nobelpreis vorgeschlagen, hat ihn aber nie erhalten. Nach Horst Schmidt-Böcking hatte das Nobelkomitee vermutlich Bedenken, sich wegen Gerlachs Mitarbeit am Reichsforschungsrat und dem Uranprojekt gegen Ende des Krieges zu kompromittieren. Dabei hatte ihn 1944, als der Nobelpreis für Stern beraten wurde, der einflussreiche Physiker Manne Siegbahn mit vorgeschlagen. In der offiziellen Begründung für Stern wurde der Stern-Gerlach-Versuch nicht explizit erwähnt, spielte aber mit Sicherheit eine ausschlaggebende Rolle, wie die Würdigung durch das Komiteemitglied Erik Hulthén im schwedischen Radio 1944 zeigte. Schmidt-Böcking rekonstruierte die originale Versuchsanordnung zum Stern-Gerlach-Versuch; das Original ging im Zweiten Weltkrieg verloren. Die Rekonstruktion und erhaltene Originale (ein Mikroskop von Stern und Vakuumpumpen) wurden auf einer Jubiläumsausstellung der Universität Frankfurt 2014 gezeigt.

Gerlach bestimmte 1923 mit Alice Golsen den Strahlungsdruck. Außerdem befasste er sich mit der Temperaturabhängigkeit magnetischer Eigenschaften, mit Anwendungen in der Industrie, dem Zusammenhang von Atombau und Magnetismus, dem Photoelektrischen Effekt und der Wärmestrahlung; auch bestimmte er das Bohrsche Magneton.

Nach dem Krieg befasste sich Gerlach mit natürlicher und von Menschen (durch Atombombenversuche) verursachter Radioaktivität in der Umwelt. In öffentlichen Vorträgen trat er in den 1950er Jahren für einen Stopp der Atombombentests ein, und er engagierte sich in der Pugwash-Bewegung.

Gerlach war Mitinitiator und Unterzeichner der Tübinger Resolution vom 1. Oktober 1951: Die nach 1945 berechtigt erhobene Forderung nach Leistungssteigerung sei in Gefahr, das geistige Leben durch die Fülle des Stoffes zu ersticken. Weiter heißt es: „Die Durchdringung des Wesentlichen der Unterrichtsgegenstände hat den unbedingten Vorrang vor jeder Ausweitung des stofflichen Bereiches.“ Gerlach unterzeichnete 1957 die Erklärung der Göttinger Achtzehn, einer Gruppe von 18 Kernphysikern, die sich gegen die geplante atomare Bewaffnung der Bundeswehr wandten.

Quelle: Wikipedia