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München und seine alten Firmen

Titel München und seine alten Firmen
Autor:in Döpper Franz B
Verlag Pro Historica
Buchart Gebundene Ausgabe
Erscheinung 1988
Seiten 382
ISBN/B3Kat 3891460066
Kategorie Geschichte 
Suchbegriff Firmen Gewerbe 
Regierungsbezirk Oberbayern

Einleitung

1158 erfolgte die Gründung der Stadt München. Heinrich der Löwe hatte mit der Verlegung der Isarbrücke von Föhring, das im Hoheitsgebiet des Freisinger Bischofs Otto lag, die Voraussetzungen dafür geschaffen.
Obwohl Heinrich der Löwe mit seiner damals sehr umstrittenen Entscheidung wirtschaftspolitische Ziele verfolgte, schlugen seine Absichten zunächst fehl; denn in der Folgezeit stand die Stadt wirtschaftlich jahrhundertelang im Schatten der Reichsstädte Augsburg, Nürnberg und Regensburg.

Sie waren vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit die dominierenden Städte für Handel und Gewerbe im heutigen Bayern. Der wirtschaftliche Aufstieg Münchens ging nur sehr langsam vonstatten. Das Handwerk, der Fernhandel — die mit letzterem verbundenen Zolleinnahmen waren nicht unerheblich -und die Marktfunktion für das Umland bildeten die Grundlage der Wirtschaft. Erst das Ende des 16. und die ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts brachten den wirtschaftlichen Aufschwung Münchens. In dieser Zeit hatten die Münchner Kaufleute eine beherrschende Stellung innerhalb der deutschen Wirtschaft erreicht. Während des Dreißigjährigen Krieges allerdings ging der Handel wieder ganz zurück. Die Abenteuerlust des Kurfürsten Max Emanuel und der Kaisertraum des Kurfürsten Karl Albrecht konnten der Residenzstadt natürlich keinen wirtschaftlichen Aufschwung bescheren.

Auch der enge Zunftzwang, die geringe Freizügigkeit und die starke Zensur gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren große Hemmnisse für eine Entwicklung der Wirtschaft Münchens. Neue Möglichkeiten in der Wirtschaft brachte die Liberalisierung nach der Erhebung Bayerns zum souveränen Königreich 1806. Die ersten beiden Könige, Max Joseph und Ludwig L, förderten die Hauptstadt und nahmen großen persönlichen Anteil an ihrer Entwicklung.
In dieser Zeit begann, wenn auch sehr zögerlich, der Industrialisierungsprozeß Münchens. 1814 wurde der „Polytechnische Verein" zur Hebung der Industrie in Bayern gegründet. Durch mehrere Industrieausstellungen in der
2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Grundlagen für die heutige Bedeutung Münchens als Ausstellungs-, Messe- und Kongreßstadt geschaffen (siehe auch Chronik der Messe München International in diesem Buch). Die Zünfte, die den wirtschaftlichen Aufschwung durch zu strenge Reglementierung hemmten, verschwanden 1825. Ihre Aufgaben wurden von den Gewerbevereinen übernommen, die ihrerseits 1868 aufgehoben wurden und damit eine bescheidene Gewerbefreiheit ermöglichten.

Die rasche Entwicklung des Eisenbahnnetzes um 1840 machte München zu einem Zentrum des Personen- und Güterverkehrs für den gesamten süddeutschen Raum (siehe auch Chroniken der Bundesbahn, Schenker, abr und Gebr. Wetsch in diesem Buch).
Die industrielle Entwicklung blieb in München hinter Nürnberg oder Augsburg jedoch auch weiterhin zurück. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt München als „bedeutende Kulturstadt ohne Fabrikviertel". Der Mittel- und Kleinbetrieb und die mittelständische Struktur waren die Bedeutungsträger der Münchner Wirtschaft.

Bis zum zweiten Weltkrieg änderte sich wenig an der Wirtschaftsstruktur der Stadt. Danach nahm die Industrie an Bedeutung zu, ohne daß München zu einer Industriestadt geworden wäre.

Erst 1980 stieg München an die erste Stelle der Industriestandorte in Deutschland. Trotz dieses Aufstiegs dominiert heute der Dienstleitungsbereich der Wirtschaft. Hier ist München in vielen Bereichen führend unter den deutschen Großstädten.
Der Handel der Stadt nimmt für den gesamten südbayerischen Raum eine zentrale Funktion ein. Für bestimmte, hochwertige Warengruppen geht der Einzugsbereich Münchens sogar bis nach Nordbayern und die westlichen Bundesländer Österreichs. Daneben ist die Bedeutung der Touristen für den Münchner Handel nicht zu unterschätzen.
Die Entwicklung Münchens zur beliebtesten „Wohnstadt" der Bundesrepublik hat sicher nicht nur sachliche Hintergründe. Alle liebenswürdigen Beinamen der Stadt haben zur Aussage, daß man hier gerne lebt und gerne arbeitet.