Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Der Chor zuerst |
Untertitel | Institutionelle Strukturen und erzieherische Praxis der Regensburger Domspatzen 1945 bis 1995 |
Autor:in | Frings Bernhard, Löffler Bernhard |
Verlag-Details | Verlag Friedrich Pustet |
Buchart | Gebundene Ausgabe |
Erscheinung | November 2019 |
Seiten | 424 |
ISBN/B3Kat | 3791731203 (978-3791731209) / BV046253530 |
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Ort | Regensburg |
Regierungsbezirk | Oberpfalz |
Elite-Chor und katholische Internatserziehung nach 1945 Unter den Domkapellmeistern Theobald Schrems und Georg Ratzinger wurden die Regensburger Domspatzen vornehmlich als weithin strahlendes kirchlich-bayerisches Kulturgut wahrgenommen und vermarktet. Lange Zeit weniger bekannt war der dahinter stehende institutionelle Schul- und Internatsapparat mit komplizierten Trägerstrukturen, internen Verwerfungen und erheblichen Problemen in der täglichen Erziehungspraxis. Dieses Buch fokussiert den Erziehungsalltag der Domspatzen, der durch ein eigentümliches Nebeneinander von Normalität, Förderung und Erfolg einerseits, Überforderung, Willkür und Missbrauch andererseits geprägt war und einen Resonanzboden für teilweise massive körperliche und sexualisierte Gewalt von Erziehenden an Schülern bot. Es zeichnet die institutionellen Zusammenhänge und Verantwortlichkeiten nach, analysiert die Belastungen, die sich aus der Kombination strenger Erziehungsmaximen, schulischer Vorgaben und großem Probenaufwand ergaben, thematisiert die Rolle der Erziehenden (Präfekten) vor allem in Chor, Internaten und Vorschule und untersucht die Wahrnehmungs- und Mediengeschichte der Domspatzen-Institution sowie den Domspatzen-Skandal.
Vorwort
1. Einleitung
2. Die Regensburger Domspatzen als komplexes institutionelles Gebilde - Wegmarken und Formung
2.1. Jahrhundertealte Tradition
2.2. Domkapellmeister Theobald Schrems: Weltruhm und innere Spannungen (1924-1963)
2.2.1. Prägungen und die ersten zwei Amtsjahrzehnte
2.2.2. Errichtung von Musikgymnasium und Vorschule gegen zahlreiche Widerstände (1945-1950)
2.2.3. Neubauten und Trägerstiftungen (1950-1957)
2.2.4. Schwere Krise (1957-1959)
2.2.5. Bedeutende Höhepunkte und Tod (1960-1963)
2.2.6. Sonderstellung der Vorschule Etterzhausen (1945-1963
2.2.7. Zwischenfazit
2.3. Domkapellmeister Georg Ratzinger: schwieriger Start und eigene Ära (1964-1994
2.3.1. Kurzbiografie Ratzingers vor seiner Zeit als Domkapellmeister (1924-1963)
2.3.2. Eine Nachfolge mit Konfliktpotential: Ambitionen und Realitäten (1964-1968)
2.3.3. Hans Schrems’Tod und seine Folgen (1969-1975)
2.3.4. Chorische Erfolge, bauliche und strukturelle Veränderungen, unzureichende wirtschaftliche
Rahmenbedingungen (1976-1994)
2.3.5. Die Vorschule Etterzhausen bzw. Pielenhofenseit Anfang der 1960er-Jahre
2.3.6. Zwischenfazit
2.4. Die weitere Entwicklung der Domspatzenbis 2016 im Überblick
3. Erziehungsmodelle und Erziehungspraktiken
3.1. Erziehung in Familie, Schule und Internat zwischen 1945 und 1993
3.1.1. Erziehungsvorstellungen in Gesellschaft und Kirche
3.1.2. Katholische Internate
3.1.3. Studienseminare
3.1.4. Rechtliche und gesellschaftliche Einordnung körperlicher Züchtigung
3.1.5. Zwischenfazit
3.2. Schüler, Erziehende undpädagogische Leitlinien der Domspatzen in Internat und Chor
3.2.1. Entwicklung der Schüler- und Personalzahlen
3.2.2. Der Chor im Zentrum des Erziehungsmodells
3.2.3. Zwischenfazit
3.3. Präfekten als maßgebliche Internatserziehende
3.3.1. Prägungen und Qualifikation
3.3.2. Exemplarische Biografien geistlicher Präfekten bzw. Direktoren
3.3.3. „Präfektennot“
3.3.4. Zwischenfazit
3.4. Erzieherisches Handeln im Alltag der Domspatzen
3.4.1. In Etterzhausen und Pielenhofen
3.4.2. Im Regensburger Musikgymnasium
3.4.3. Strafen und körperliche Gewalt
3.4.4. Sexualisierte Gewalt
3.4.5. Kurze Anmerkungen zum Aspekt sexualisierter Gewalt zwischen Schülern
3.4.6. Aufsicht, Aufsichtsversagen und Verantwortung
3.4.7. Zwischenfazit
4. Öffentliche Wahrnehmung und Skandale
4.1. Die Regensburger Domspatzen als kirchlich-bayerisches Kulturgut
4.2. Skandal und Skandalisierung
4.2.1. Domspatzen-Missstände nach 1945: fehlender Resonanzboden für einen Eklat bis in die
1970er-/80er-Jahre
4.2.2. 1989: Prügel in der Domspatzen-Vorschule und der Dompräbende ohne Skandalwirkung
4.2.3. Das Schlüsseljahr 2010
4.3. Der Domspatzen-Aufarbeitungsprozess
4.4. Zwischenfazit
5. Zwischen Normalität und Gewalt: die Domspatzen und ihre Erziehungspraxis nach 1945
- ein Resümee
5.1. Beharrungskraft und Komplexität - Charakteristika der Institution
5.2. Quantitäten - die Entwicklungen von Schüler- und Erziehendenzahlen
5.3. Missbrauch und Gewalt bei den Domspatzen - Umfang und Relationen
5.4. Erziehungsmodelle, Internatsalltag und die Praxeologie der Erziehungsformen - oder:
Was davon war zeittypisch, institutionenspezifisch oder kirchlich-systemisch?
5.4.1. Zeittypik und Normalität
5.4.2. Normalität und Gewalt
5.4.3. Institutionenspezifische Elemente
5.4.4. Systemische Elemente kirchlich-katholischer Erziehungseinrichtungen
5.5. Typus und Personen - Rolle, Funktion und Prägung der Erziehenden in Internaten und Chor
5.5.1. Der Präfekt als Typus
5.5.2. Biografische Prägung und personelle Deformation
5.5.3. Ratzinger und Schrems
5.5.4. Neuerungen und „68“
5.6. Fehlender Durchblick, mangelnde Kontrolle, „moralische Lethargie“ - die Aufsichtsinstanzen
5.7. Von ausbleibenden und ausbrechenden Skandalen - die Ebene der Wahrnehmungsgeschichte
6. Anhang
6.1. Dokumente
6.1.1. Grundsätze und Ordnung des MusikseminarsEtterzhausen, [Ende der 1940er-Jahre]
6.1.2. Bericht des Etterzhausener Präfekten M. an Bischof Graber (1966)
6.2. Zeitleiste zur Geschichte der Domspatzen
6.3. Verantwortliche der Regensburger Domspatzen nach1945
6.3.1. Musikgymnasium
6.3.2. Domspatzen-Vorschule in Etterzhausen/Pielenhofen
6.3.3. Vorsitzende des Vereins „Freunde des Regensburger Domchors“
6.4. Regensburger Bistumsleitung nach 1943
7. Verzeichnisse
7.1. Quellen
7.1.1. Archive
7.1.2. Online-Berichte
7.1.3. Zeitzeugeninterviews
7.1.4. Hintergrundgespräche
7.2. Gedruckte Quellen und Literatur
7.3. Bildnachweis
7.4. Abkürzungen