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Isabeau de Baviere

Titel Isabeau de Baviere
Autor:in Markale Jean
Verlag Diederichs
Erscheinung 1994
Seiten 396
ISBN/B3Kat 3424012076
Personen Isabeau de Baviere 

Isabeau de Bavière (geb. 1371 in München, gest. 1435 in Paris), die Gemahlin Karls VI. von Frankreich, gilt nicht nur bei den Franzosen seit jeher als la reine maudite, als »fette podagrische Bayerin«, die als »schlechte Mutter« ihren Sohn Karl VII. verstieß, als »schlechte Königin« ihren Schwiegersohn Heinrich V. von England als Thronerben anerkannte und damit Frankreich an die Engländer »verriet« - auch hierzulande wird die Tochter Herzog Stephans III. von Bayern-Ingol-stadt nicht minder kategorisch als »sittenlose Königin« ad acta gelegt. Durch ihre Blitzhochzeit aus dem dörflichen München gerissen und in den Taumel der Kapitale Paris gestürzt, stand Isabeau, nachdem ihr Gemahl kaum 23jährig in geistige Umnachtung verfiel, immer wieder vor politischen Entscheidungen, auf die sie kaum vorbereitet war. Uberstürzt muß sie sich von einer bezaubernden Vorzeige-Gemahlin zu einer politisch handelnden Königin von Frankreich entwickeln, muß versuchen, sich im Wechselspiel der Bürgerkriegsparteien -Armagnacs und Bourguignons -, die sie wahlweise als Trumpfkarte, Garantie oder Geisel für ihre eigenen Pläne benutzen, als offizielle Herrscherin zu behaupten. In ihrem Ehrgeiz, eine zweite Eleonore von Aquitanien zu werden, und als Ausweg aus dem Bürgerkrieg entwickelt sie die Vision eines neuen französisch-eng-lischen Königreichs, die 1422 im »schändlichen« Vertrag von Troyes konkrete Gestalt annimmt. Bei einer eingehenden, unparteilichen Analyse entpuppt sich dieser jedoch als ein äußerst wohlüberlegtes Vertrags werk, das die kulturelle und juristische Eigenständigkeit beider Länder berücksichtigt: als ein zukunftweisendes Denkmal europäischer Rechtsgeschichte, das heute aktueller ist denn je.