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Hans Schmelzle

Bayerischer Staatsrat im Ministerium des Äußeren und Finanzminister

Titel Hans Schmelzle
Untertitel Bayerischer Staatsrat im Ministerium des Äußeren und Finanzminister
Autor:in Menges Franz
Verlag Beck Verlag
Erscheinung 1972
Seiten 303
ISBN/B3Kat 3406108016
Kategorie Geschichte 
Serie Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte (0)
Personen Schmelzle Hans 

Eine politische Biographie mit Quellenanhang

Einleitung

Jedem, der sich mit der Geschichte Bayerns in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen beschäftigt, ist Hans Schmelzle als Föderalist und Finanzexperte, als Beamter und Politiker von hohem Rang ein Begriff. Und doch wirkt die Persönlichkeit dieses introvertierten Mannes neben anderen bayerischen Politikern jener Zeit blaß und unbestimmt. Im Rückblick auf sein Leben schrieb Schmelzle selbst: „Anerkennung zu finden, war mir Freude und innere Genugtuung; aber jedes Hervortreten aus der Mannschaft war mir zuwider"1). Er hing dem alten Beamtenideal an, dem Staat in Stille und Unparteilichkeit zu dienen, ohne sich vielleicht ganz bewußt geworden zu sein, wie eindeutig er dennoch „Partei" ergriffen und „Politik" gemacht hatte.

Wer war nun Hans Schmelzle, die „rechte Hand" eines Kahr, Lerchenfeld, Knilling und Held? Wer war dieser Staatsrat im Ministerium des Äußeren, der vielbeachtete Reden von bayerischen Ministerpräsidenten und bedeutsame Regierungsdenkschriften verfaßte und die Regierungschefs beriet? Wer war dieser königstreue Beamte, dem in der Republik mehrfach die Posten des Ministerpräsidenten, des Landwirtschafts-, Innen-, Kultus- und Wirtschaftsministers angeboten wurden, der schließlich das Finanzministerium leitete und sich bis lange ins Dritte Reich als Präsident des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes behaupten konnte? Eine Fülle von Ministerialnoten trägt Schmelzles Unterschrift oder wurde von ihm konzipiert bzw. beeinflußt. Mit vielen Politikern seiner Zeit stand Dr. Schmelzle in Gedankenaustausch. Überall handelt es sich ausschließlich um Sachfragen, um Bayerns Kampf nach größtmöglicher Selbständigkeit innerhalb des Reichs. Läßt sich schon sein Lebenswerk schwer umschreiben, so vermitteln die Akten der Archive vom Menschen Hans Schmelzle vollends kein klares Bild.

Staatsrat Dr. Schmelzle gestattete seiner Nachwelt selbst Einblick in seine Gedankenwelt und persönlichen Erlebnisse: An Hand von Tagebuchnotizen, Briefen und anderen Schriftstücken brachte er in den Jahren nach 1939 seine „Erinnerungen" zu Papier. Er zeichnete seinen Lebensweg bis zu seinem Rücktritt als Finanzminister im August 1930 nach. Inzwischen erlahmten seine gesundheitlichen Kräfte und verhinderten eine Weiterführung der Memoiren, die immerhin die wichtigsten Stationen seiner Tätigkeit enthalten und einen Umfang von 1560 Seiten, nach Streichungen von 1120 Seiten, umfassen. Weitere Unterlagen, etwa die Privatkorrespondenz Schmelzles, sind im Nachlaß nicht mehr vorhanden. Anläßlich einer Untersuchung von Reichsreform und Finanzpolitik in der Weimarer Zeit2) gestattete Frau Herta Schnell, die einzige Tochter Dr. Schmelzles, dem Verfasser freundlicherweise Einblick in die „Erinnerungen" ihres Vaters. Es zeigte sich, daß Schmelzles „Erinnerungen", die in anerkennenswerter Ehrlichkeit festgehalten worden sind, einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der bayerischen Geschichte vom Ersten Weltkrieg bis 1930 aus berufenem Munde darstellen. Eine Veröffentlichung der ungekürzten Memoiren schien — vom Umfang abgesehen — wegen der starken Unterschiede in der inhaltlichen Qualität nicht ratsam: Die verhältnismäßig spärlichen persönlichen Bemerkungen und Erlebnisschilderungen, die von hohem Interesse sind, finden sich zwischen weitschweifigen Betrachtungen zur deutschen Innen- und Außenpolitik allgemeiner Art, Wiedergaben von Reichstags- und Landtagsreden u. dgl. m. eingestreut. Mit Unterstützung und im Einverständnis von Frau Herta Schnell und Herrn Prof. Dr. Karl Bosl wählte der Verfasser den Weg, in einem ersten Teil Persönlichkeit und Werk des ehemaligen bayerischen Staatsrats und Finanzministers Dr. Hans Schmelzle an Hand der „Erinnerungen" und der einschlägigen Akten des Bayerischen Hauptstaatsarchivs zu würdigen; in dieser darstellenden Auswertung der „Erinnerungen" kommt verständlicherweise Schmelzle selbst möglichst oft zu Wort. In einem Anhang ist eine Auswahl aus Schmelzles „Erinnerungen", Schriften und Reden beigefügt.