Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Dichte: Werkstattbericht TU München |
Autor:in | Krau Ingrid, Friedrichs Jürgen, Pohl Jürgen, Düll Claudia |
Verlag | Akademischer Verlag München |
Erscheinung | 1995 |
Seiten | 258 |
ISBN/B3Kat | 3929115603 |
Kategorie | Architektur |
Suchbegriff | Architektur |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
VORWORT
Dichte, Titel der vorliegenden Dokumentation eines ungewöhnlichen Entwurfsseminars an der Fakultät für Architektur der TUM, was bedeutet dieser Begriff? Gemeint ist städtebauliche Verdichtung, ein aktuelles und sicherlich noch nicht abgeschlossenes Thema in der Diskussion um die Zukunft unserer Städte. Die Erkenntnis, daß die Expansion der Stadt in die Region hinein und der damit einhergehenden Verbrauch lebenswichtiger, ökologischer Landschaftsräume mit schwerwiegenden Verkehrs- und Versorgungsproblemen, aber auch negativen sozialen Aspekten, nicht weiter zugelassen werden darf, führte bereits Anfang der achtziger Jahre zu einer vermehrten Auseinandersetzung mit der bestehenden Stadtstruktur. Die Suche nach Möglichkeiten zu einer neuen Innenentwicklung richtete sich nicht allein auf innerstädtische Brachen und Baulücken sondern auch auf die Transformation von Nutzung im Bestand. Dieser Prozeß ist mehr als nur die physische Vermehrung von Bauvolumen pro Quadratmeter Baugrund. Im Bauboom der sechziger Jahre wurde Dichte (density) als vorwiegend wirtschaftlicher Faktor aufgefaßt. Der terminus technicus GFZ (Geschoßflächenzahl) verkam zu einer Art von Investorenwährung. Dichte im neueren Verständnis heißt auch dichtes Nebeneinander von Nutzungen, Funktionen, Bildern und menschlichen Existenzen. Erlebnisdichte in der Stadt heißt auch zugleich urbane Qualität. Natürlich bedeutet Dichte auch das hautnahe Erlebnis von Überiastungseffekten im morgendlichen Berufsverkehr, aber doch auch das farbenfrohe Gedränge auf der Oktoberfestwiese.
Dichte, ein Begriff also, der Quantitäten bezeichnet, der aber auch für Qualitäten unterschiedlichster Art steht.
Städtebauliche Verdichtung in München war das Thema einer Gemeinschaftsaktion der vier Lehrstühle des Instituts für Städtebau und Raumplanung:
Es wurden drei Entwurfsorte in München ausgewählt, die genügend unterschiedliche Merkmale nach Lage in der Stadt, Baubestand, Nutzung, Entstehungsgeschichte und möglichem Veränderungspotential aufwiesen. Soweit ein ganz normaler Vorgang beim Stellen von Studienentwürfen. Die seminaristische Vorbereitung, die Entwurfsbetreuung und die öffentliche Bewertung der Ergebnisse machten die Gemeinschaftsaktion zu einem Ereignis. In einer vorauslaufenden, einsemestrigen Sondervorlesungsreihe wurde das Thema aufbereitet, und zwar zusammen mit einer eingeladenen Gruppe externer Experten, die gewonnen werden konnte, nicht nur einführend, sondern auch kontinuierlich mitzumachen. In einem großen, einsemestrigen Workshop mit Vorträgen, Diskussionen und Bergen von Skizzierpapier entstanden Konzepte und neue Perspektiven. Die Studentinnen und Studenten lernten mit honorigen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fachdisziplinen, kommunalen Spitzenbeamten, leidenschaftlichen Architekten aus der Praxis, ihre Ideen zu Fragen der städtebaulichen Verdichtung zu argumentieren und zu korrigieren.
Es wäre schön, wenn diese Ausnahme die Regel im Studien- und Übungsbetrieb werden könnte; denn es hat sich für alle Beteiligten gelohnt, es hat Spaß gemacht und es hat gute, interessante Ergebnisse gebracht, Denkanstöße für die Münchener Stadtentwicklungsplanung und Stadtgestaltung. Möglich war diese Ausnahme-Aktion mit einer namhaften finanziellen Unterstützung aus der Berberich-Stiftung.
Wir danken Herrn Dipl.-lng. Architekt Franz Berberich, Ehrensenator unserer TUM, der vor einigen Jahren diese Stiftung ins Leben gerufen hat, mit dem vorrangigen Ziel, den wissenschaftlichen Austausch und Innovation durch Einladung von Gastdozenten und Vortragenden zu fördern.
Namens der Fakultät auch Dank an alle, die zum Erfolg des Entwurfsseminars durch Engagement, Ideen und erheblichen Sondereinsatz beigetragen haben, nicht zuletzt an Frau Prof. Dr. Ingrid Krau und Frau Ober-lng. Claudia E. Düll, die die Mühe der Edition des vorliegenden Seminarberichtes auf sich nahmen.
München, September 1995
Prof. Ferdinand Stracke
Dekan der Fakultät für Architektur