Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Schmuck am Haus |
Autor:in | Werner Paul |
Verlag | Pannonia Verlag |
Buchart | Broschüre |
Erscheinung | 1978 |
Seiten | 48 |
ISBN/B3Kat | 3789700711 |
Kategorie | Kunstführer |
Serie | Pannonia (71) |
Noch zur Zeit unserer Großväter gab es kein Haus, das einem anderen völlig geglichen hätte. Bei aller Einheitlichkeit in Grundform, Maßstäblichkeit und Werkstoff hatte jedes Haus seine »persönlichen« Merkmale, es unterschied sich unverwechselbar vom Nachbarhaus. Mit gestalterischer Sicherheit haben unsere Vorfahren aus dem Schatz unseres kulturellen Erbes geschöpft und Schmuckformen sowie Ziergut mit persönlichem Bezug geschaffen. Auf der Suche nach Schmuckmotiven greift man heute am liebsten auf diese Vorbilder zurück, die man meist in zeitgemäßer oder zeitloser Form nachgestaltet. Meist sind es bescheidene, fast unscheinbare Motive mit hohem Persönlichkeitsbezug, die zur Nachgestaltung reizen, so etwa Familienwappen, Hausinschriften und Haussprüche. - Die Sitte, Häuser mit Zeichen, Symbolen und Bilderschriften zu zieren, reicht weit ins Dunkel der Vorgeschichte zurück und fußt auf dem Uranliegen der Menschen, für Haus und Hof den Schutz der Gottheiten zu erbitten, böse Mächte abzuwehren, den Gast zu friedlichem Verweilen einzuladen. Später ging der kultische Ur-Sinn solcher Zeichen und Schriften verloren, aus dem überkommenen Erbe an Formen und Formeln entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Schatz aus Schmuckformen und Spruchweisheiten. Er spiegelt das Verhältnis der Menschen zu ihrer Umwelt. Selbstbewußtsein, Persönlichkeitsentfaltung oder demutsvolle Unterwerfung und gläubige Unterordnung kommen ebenso zum Ausdruck wie Freude über erreichten Besitz oder erlangtes Glück. Die meisten Hausinschriften haben den Hausbau selbst zum Inhalt, also Jahreszahl der Erbauung oder Renovierung sowie Namen des Bauherrn. Es folgen Nachrichten über Krieg, Hunger und Pest, Feuersnot und Überschwemmung, aber auch über die ursprüngliche Bestimmung eines Hauses. Da das einfache Volk nicht lesen und schreiben konnte, setzte man Inschriften nur auf kirchliche und herrschaftliche Gebäude - bis ins 14. Jahrhundert vorwiegend in Latein. Die Blütezeit unserer deutschen Hausinschriften begann erst nach 1500 in den Städten, hielt auf dem Lande bis um 1820 an und lebte um 1880 erneut auf. Typisch für
diese Zeit sind die frommen Inschriften und Malereien an ei
nem neugotisch gestalteten Haus in'I'örwang am Samerberg.