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Niederbayerns Reiche Herzöge

Titel Niederbayerns Reiche Herzöge
Autor:in Stauber RichardTausche GerhardLoibl Richard
Verlag Haus der Bayerischen Geschichte
Erscheinung 2009
Seiten 83
ISBN/B3Kat 3937974255
Kategorie Geschichte 
Serie Hefte zur Bayerischen Geschichte (38)
Suchbegriff Herzöge 
Ort Niederbayern 

 

Niederbayern - Vom geschichtlichen Reichtum einer europäischen Landschaft

Als 1255 die Wittelsbacher Herzöge Ludwig und Heinrich das Herzogtum Bayern teilten, vermerkte Abt Hermann von Niederaltaich in den Altaicher Jahrbüchern, dass den besseren Teil Herzog Heinrich erhalten habe: Regensburg, Cham, Kelheim, Erding, Landshut, Altötting, Burghausen und Reichenhall mit all dem Land, das zwischen diesen Städten auf der einen und Böhmen und Österreich auf der anderen Seite liegt. Dieses Land nannte man „Bavaria inferior", Niederbayern, weil am Flusslauf der bestimmenden Raumachse Donau unterhalb gelegen.

Im Bericht Hermanns meint man den Stolz auf seinen Landesteil noch spüren zu können. Niederbayern war damals eine Wirtschaftsmacht. Es beherrschte die Verkehrsschlagadern Donau und Inn, denen in Europa als Transportstraßen herausragende Bedeutung zukam. Zu den wichtigsten Handelsgütern gehörte das Salz, gewonnen im damals niederbayerischen Reichenhall und im Salzburger Hallein. Das weiße Gold wurde salzach- und inn-abwärts nach Passau transportiert, über die Donau weiter nach Regensburg bzw. Linz und über die Goldenen Steige nach Böhmen. Von Böhmen kamen Getreide und Malz für Salzburg und Tirol, aus Österreich Wein, aus Richtung Regensburg Eisen und Getreide, das kostbare Venediggut - teure Stoffe, Edelsteine und seltene Gewürze wie Safran und Muskat - gelangte wiederum über Salzburg nach Niederbayern.

Fundament der niederbayerischen Wirtschaft war das fruchtbare Ackerland vor allem des Gäubodens südlich der Donau zwischen Straubing und Vilshofen, für die Territorialpolitik der Reichen Herzöge nutzbar gemacht durch eine herausragend moderne Verwaltung. Ein weiterer Faktor waren die Rohstoffe wie Salz, Quarz für die Glaserzeugung im Bayerischen Wald und schließlich die Silber-, Blei- und Kupferbergwerke im „Land im Gebirg" um Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg, das seit 1447 zum Herzogtum Niederbayern gehörte. Von Anfang an bei Niederbayern war das Innviertel mit Braunau, Ried und Schärding, das Bauernland um Erding, Moosburg und Landshut, insgesamt „eine in sich ruhende kompakte Landmasse" (Andreas Kraus), mit den alten Agilolfinger-gauen und Herzogspfalzen, mit vier Bischofssitzen im Land oder an den Grenzen - Freising, Regensburg, Passau und Salzburg -, die zwar mittlerweile als Reichs- bzw. Bischofsstädte unabhängig waren, als urbane Zentren aber nach wie vor das niederbayerische Umland auf sich zentrierten und mit den Nachbarn in Österreich, Böhmen und Italien vernetzten.