Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Bayerische Frömmigkeit |
Autor:in | Salesianische Offizin München |
Verlag | Schnell und Steiner |
Erscheinung | 1960 |
Seiten | 380 |
ISBN/B3Kat | B002CBFPVE |
Suchbegriff | Glauben Bayern Frömmigkeit |
1400 Jahre Christliches Bayern
Ausstellung anläßlich es Eucharistischen Weltkongresses 1960 Juni mit September
BAYERISCHE FRÖMMIGKEIT
Papst Pius XII., der als Nuntius in München Bayern kennenlernte, sprach öfters in Anerkennung von der bayerischen Frömmigkeit. Er identifizierte sie mit einer Haltung.
Die christliche Frömmigkeit ist klar umrissen. Sie setzt den elementaren Glauben an Gott, den Weltenschöpfer, an Christus als den Erlöser und wiederkehrenden Richter und an den alles durchdringenden Heiligen Geist voraus und betont die christliche Hoffnung und die Liebe. Wenn es auch möglich ist, daß sich der Gläubige in einer Grenzsituation des Rationalismus verhält, der Fromme sehnt sich, in die Mitte des Glaubens vorzudringen; er wird in Dankbarkeit und Verehrung lieben mit allen Kräften seines Geistes, seiner Seele und seines Herzens. Diese Einstellung kann sich im einzelnen und in der Gemeinschaft verdichten bis zu einer ausstrahlenden Kraft.
Oftmals wurde die Frömmigkeit der Bayern gerühmt. Ihre bäuerliche Struktur, ihre geringe Neigung zum Zwiespältigen und Problematischen schaffen einen geeigneten Boden für die Entfaltung der Pflege der Frömmigkeit. Es hat sich in Bayern eine Grundhaltung einer bestimmten Gläubigkeit und christlichen Lebenshaltung im Laufe der Jahrhunderte ergeben, die mit Recht in ihrer Sonderart als bayerische Frömmigkeit bezeichnet werden kann. Wenn man sie zunächst mit der Vorliebe für prunkvolle Prozessionen identifiziert, werden allzuschnell äußere Randerscheinungen gesehen. Doch gehört Gebet und Andacht zum Kern der Frömmigkeit. Es ist bayerische Eigenart, ein reiches Innenleben zu führen, das von den Gemütskräften gespeist wird. Diese Struktur verbindet sich mit der Veranlagung, die inneren religiösen Kräfte im kulturellen Bereich sichtbar zu machen und zu entfalten. Diese Grundhaltung zieht sich durch 1400 Jahre bayerische Geschichte. Je nach den Ereignissen und Stilen änderten sich die Ausprägungen, aber Grundzüge blieben erhalten.
Bei einem Überblick über die Zeit von der Einwanderung bis zur Gegenwart ergeben sich liefere Perspektiven. Allzu schnell könnte bayerische Frömmigkeit mit Äußerungen barocken Lebens verglichen werden, das durch den Reichtum der Kirchen des 17. und 18. Jahrhunderts nachwirkt. Bayerische Frömmigkeit lebt auch in romanischer Buchmalerei oder in mittelalterlicher Predigt eines Berthold von Regensburg oder David von Augsburg, im religiösen Schrifttum der Renaissance oder im gegenwärtigen Kirchenbau. Es ist sehr schwer, Äußerungen der Frömmigkeit genau abzugrenzen. Ihr innerster Bereich ist ein seelischer, der gepflegt wird wie ein verschlossener Garten. Durch die Hinwendung zum Überirdischen wird die Verhaftung an das Irdische gelockert, aber in einem Umwandlungsprozeß in einer neuen Sicht wieder freier aufgenommen. Der Fromme erfaßt die Gottes- und die Nächstenliebe. Durch die treuen Bemühungen eines ganzen Lebens hindurch wird Frömmigkeit erworben. Je lauterer sie wird, desto mehr wird sie sich in den innerseelischen Bereich zurückziehen. Sie erreicht dann jene Wärme christlichen Menschentums, die überzeugt.