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Mayer - Münchner Stadtbuch (1868)
Herzog Ludwig der Gebartete war, wie wir am Ende des vorigen Bildes gesehen, nachdem der langjährige Hader zwischen den Herzogen geschlichtet war, im Monate März 1405 wieder zu seiner königlichen Schwester nach Paris gereist.
Als nunmehr sein Vater, der alte Herzog Stephan, im Jahre 1413 gestorben war, kam Ludwig mit vielen Reichthümern, bis er nicht ohne Lebensgefahr aus Paris hinweggebracht hatte, wieder nach Bayern zurück. Am üppigen und ränkevollen Hofe von Paris hatte er die Kunst seiner Politik und Umtriebe, dabei aber auch die vollkommenste äussere Abgeschiedenheit und ein glänzendes Benehmen sich angeeignet, mit dem sich ungemessene Prachtliebe, unbändiger Stolz und leidenschaftliche Wildheit des Gemüthes paarte.
Mit Vorliebe nannte er sich von einer normänischen
Graffschaft, die ihm mit der Aussteuer seiner Gemahlin zugefallen war, Graf von Mortain.
Sein unruhiger Geist gab bald nach seiner Zurückkunft Anlaß zu neuen Verwicklungen. Den vor zwanzig Jahren geschehenen Schiedsspruch hatte er immer noch nicht anerkannt, und noch immer gelüstete ihn nach dem schönen Fürstensitz tz München, Haß trug er daher gegen die Herzoge Ernst und Wilhelm von München, noch mehr aber war entrüstet gegen Herzog Heinrich von Landshut, welcher ihm die geforderte Zahlung einer jährlichen Entschädigung von achttausend Gulden für abgetretene Theile des Niederlandes Bayern verweigerte, und den er nur den er nur den „fahrigen Mörder Heinrich, der sich nennt von Bayern“ nannte, -- und gegen den Burggrafen Friedrich, welcher von Kaiser Sigmund die Mark Brandenburg um viermalhunderttausend ungarische Gulden erhalten hatte (wodurch er Stifter des gegenwärtigen königlichen preußischen Hauses wurde). Seit dessen Erhebung in seine neue Würde, wodurch er zugleich Kurfürst des Reiches geworden war, nannte Herzog Ludwig ihn nur den „Neu-Webel“.
Die Fürsten, fürchtend den unruhigen Geist Ludwigs, machten am 17. Februar 1414 zu Kelheim mit einander ein Schutz- und Trutzbündniß auf vier Jahre. Herzog Ludwig hielt sich zwar zur Zeit noch immer ruhig; jedoch entschlossen, dem Herzog Heinrich bon Landshut die Ortschaften, welche er bei der Theilung vom Jahre 1392 zu viel erhalten, um jeden Preis wieder abzunehmen, schloß er mit mehreren ausländischen Fürsten, z.B. mit dem Erzbischofe Eberhard von Salzburg und mit den Herzogen
Ernst und Friedrich von Oesterreich heimliche Bündnisse. Um diese Zeit vereingten sich auf 26 der vornehmsten und mächtigsten bayerischen Ritter, an ihrer Spitze Kaspar der Törringer, zur Vertheidigung ihrer alten Freiheiten gegen Jeden, der sie antasten würde, und seien es selbst ihre eigenen Fürsten,d ie Herzoge von Bayern. Am 5. Juni 1416 schlossen sie diesen Bund. Auf Herzog Ludwig ruhte der Verdacht, der Anstifter und eifrigste Unterstützer dieses Bundes zu sein, in der Absicht. Sich desselbern zu gelegener Zeit gegen Herzog Heinrich bon Landshut zu bedienen.
Eine Gelegenheit zum offenen Ausbruche des Zwistes und Kampfes ergab sich bald.
In Konstanz war eben das berühmte Concilium, berufen von Kaiser Sigmund, versammelt, dahin begaben sich die Herzoge von Bayern; auch Ludwig der Bartige war daselbst erschienen. In einer öffentlichen Sitzung des Conciliums im Monate Mai 1417 kam Herzog Ludwig mit Herzog Heinrich in einen Streit, forderte von Letzterem die Ortschaften zurück, die er noch immer unrechtmäßigerweise besitze und nannteihn einen Räuber, einen Bluthund, einen Bastaden. Heinrich verklagte ihn nun beim Kaiser sowohl dieser Beschimpfungen wegen, als auch wegen Landfriedensbruches, weil Ludwig die ungesetzliche Vereinigung der Bayerischen Ritterschaft vom 5. Juni vorigen Jahres angestiftet habe. – Nach mehreren Verhandlungen in dieser Sache entschied das im Hause des Bischofes von Passau sitzende Fürstengericht am 19. Oktober 1417, daß Herzog Heinrich so lange im Besitze der von Ludwig angesprochenen Ortschaften zu belassen sei, als Letzterer nicht besseres Recht nachweisen könne.
Am folgenden Tage, den 20. Oktober, waren Kaiser Sigmund und die Fürsten bei einem Gastmahle bei dem Bischofe von Passau versammelt. Hier kam es wieder zwischen den Herzogen Heinrich und Ludwig zu einem scharfen Wortwechsel und zu beiderseitigen Schmähungen, so daß ohne des Kaisers und des Kurfürsten Friedrich Dazwischentreten sie beide sogleich an Ort und Stelle zum Zweikampf geschritten wären. Stürmisch entfernte sich Heinrich, rief aber beim Fortgehen noch unter der Thüre mit lauter Stimme dem Herzog Ludwig zu: „Seit du nichts als fechten willst, dir soll des Fechtens noch satt werden, das laß ich dich bestehen.“ Eilig versammelte er seine Genossen, und lauerte zu Pferde dem Abends nach Hause kehrenden Ludwig auf, fiel ihn ungestüm an und versetzte ihm mit dem Schwerte mehrere Hiebe, so daß Ludwig schwer verwundet vom Pferde zu Boden sank. Blutend wurde er von seinen Dienern in ein nahes Haus getragen.
Heinrich aber entfloh mit seinen Genossen, Georg von Burgau und Kurt von Reischach aus der Stadt. Nur auf flehentliches Bitten seines Schwagers, des Kurfürsten Friedrich, dr vor dem Kaiser auf die Kniee fiel, ließ dieser sich besänftigen so daß nicht die Reichsacht wieder Heinrich, als Conciliumsfrevler, ausgesprochen wurde.
Nur langsam genas Herzog Ludwig zu Konstanz von seinen Wunden. Dann aber, es war im Monate Juni 1418, ging er Rache brütend in sein Land zurück, und trat dort sogleich in offenen Bund mit Kaspar dem Törringer und dessen Rittern und Genossen.
Auf Seite des Herzogs Heinrich aber standen die beiden
Herzog Ernst und Willhelm von München, Herzog Johann von Straubing und vor allem der Kurfürst Friedrich von Brandenburg. Bezeichnend für die damalige Zeit sind die Schmähbriefe, die sich die Fürsten einander zuschrieben, so daß wir uns nicht enthalten können, unsere Lesern Stellen hieraus zur Probe mitzutheilen:
„Du entrischer Mann,“ schrieb Ludwig an den Kurfürsten, „welchen der Kaiser unverdient zu einem Markgrafen gemacht.“
„Du lügenhafter, schändlicher Mensch,“ antwortete der Kurfürst, „der du dich einen Grafen von Mortan nennst in einem Lande, wo du dich nicht mehr sehen lassen darfst, wie bist du zu deinen heiligen Bildern, zur französichen Krone, zu andern Schätzen gekommen?“
„Du hochgemachte unentliche Edelmann,“ erwiederte Ludwig, „du lügenhafter Markgraf,du schäbiger Hund, du Glossirer der Lüge zur Wahrheit, der Ehre ist an deinem ganze Leib nicht so viel, dass man damit eine Bolz füttern könnte. Wollte ich englisch werden, ich wollt die Grafschaft Mortan bald wieder haben; aber es fällt mir sauerer als die, des Nutzens wegen zu den Feinden eines Wohlthäters überzutreten.“
Am 4. Februar 1419 sagte der Kurfürst dem Herzoge Ludwig ab und nun begann der Krieg. Mit Anfang des Jahres 1420, loderte die Kriegsflamme in Bayern, dießseits und jenseits der Donau, in Schwaben, in Franken und in der Oberpfalz. Beide Theile wütheten brennend und raubend in den gebieten des Gegners.
Nachdem nun am Anfange des Jahres 1421 Herzog
Ludwig sich nach Bayern gewendet hatte, und in den Heinrich Kraiburg, Trostberg, Rosenheim, Traunstein, Erding, Neumarkt unzählige Dörfer und Ortschaften in Flammen aufgingen, erklärten am 10. April 1421 die Herzog Ernst und Wilhelm den Krieg, in welchem leider auf beiden Seiten bayerische Fahnen wehten. Die Münchener hzogen nach Bayerbrunn, welches Herzog Ludwig durch Kauf erworben hatte, nahmen es ein, und machten das Schloß dem Boden gleich; von da wendeten sie sich zu den Schlössern Nanhofen, Lichtenberg und Schwalben, welche gleichfalls dem Herzog Ludwig gehörten, eroberten und verbrannten sie. Herzog Heinrich von Landshut aber fiel in die schwäbischen Ortschaften Ludwigs ein, nahm sie gleichfalls ein und verbrannte sie, und erfüllte diese Gegenden mit schauderhaften Gräuel der Verwüstung.
Dem Kaiser Sigmund gelang es zwar, einen Waffenstillstand herzustellen, der von Mondtag nach Kreuzeserhöhung bis Weihnachten 1421 dauerte: einen dauerhaften Frieden aber zu erreichen und den ungesättigten Haß de feindlichen Verwandten zu zähmen oder zu mäßigen, vermochte er nicht. Kaum war die Waffenstillstandsfrist abgelaufen, stand mit Anfang des Jahres 1422 wieder aller unter den Waffen. Selbst die fürchterlichen Verheerungen der Hussiten, welche über den bayerischen Wald her eingebrochen waren und ganz Bayern bedrohten, sowie die Bemühungen des Kaisers Sigmund, welcher von Nürnberg aus Boten an den Herzog Ludwig mit der Weisung sandte, die Fehden abzustellen und vereint mit ihm gegen die hussitischen Ketzer zu Felde zu ziehen,
Waren nicht im Stande, dem unheilvollen Grimme der Herzoge Einhalt zu thun.
Da beschloßen die Herzoge Ernst, Wilhelm und Heinrich, mit vereinten Kräften zusammen zu wirken, ihre Kriegsmacht auf die möglichste Höhe zu bringen, und dann mit einem einzigen Schlagediesem langen erderblichen Kriege ein Ende zu machen. Vor allem aber mussten zwei feste Waffenplätze Ludwigs, Friedberg und Wasserburg genommen werden, da diese beiden Orte die gewöhnlichen Anhaltspunkte für die Kriegsoperationen Ludwigs bildeten. Die Herzoge sammelten daher um die Sonnenwende 1422 bei Rain ein Heer von 3000 Pferden und 900 Wagen. Bei diesem Heere waren besonders die Münchener Bürger, an ihrer Spitze die Hauptleute der vier Münchener Stadtviertel, Hanns Barth, Lorens Schrenk, Franz Dichtl und Franz Pütrich, zahlreich und wohlgerüstet erschienen, denn die Stadt hatte schon viele wackere Büchsenmeister und Konstabler in ihrem Solde, die Meister Dantz, Niklas und den Konrad Läufft von Amber; der Hanns in der hintern Schwabingergasse machte ihnen fleißig Pulver, und ihre Feuerpfeile, Feuerstrahlen und glühenden eisernen Kugeln, sowie ihre große Donnerbüchse, „die Stächlerin,“ waren gefürchtet.
Das wackere Heer zog vor Friedberg, da drangen die vier Münchener Hauptleute in ihren Herzog Wilhelm auf schleunigen Sturm. Sie schrieben an den Rath zu München, „er solle ihnen schnell eine städtische Sturmfahne schicken mit dem Münnich (Mönch), daß sie desto lieber anlaufen möchten.“ Das geschah auch. Nun begann der Sturm. Trotz eines rasenden Widerstandes,
Und obwohl Ludwigs Pfleger, der Marschall Peter von Stumpfsberg sich mit ausserordentlicher Tapferkeit wehrte, wurde Friedberg von den tapferen Münchener Bürgern erstiegen.
Durch diesen Erfolg ermuthiget, von keiner Mühsal ermüdet, vor keiner Gefahr erschrocken, rüsteten die Münchener eine neue Schaar aus, und es ging der Zug derselben nun gegen die mit unbeugsamer Standhaftigkeit an Ludwig festhaltende Stadt Wasserburg, das sie am 22. August 1422 einschlossen und ebenfalls die Belagerung begannen.
Schon hatten die Münchener aus ihren Feuerschlünden 1400 steinerne Kugeln in die Stadt Wasserburg hineingeschleudert, die Mauern und Thürme waren an mehreren Orten beschädiget, und ungeachtet das ungebeugten Muthes der Wasserburger war ihre Stadt schon in der größten Gefahr. So aufs äußerste bedrängt, beschloß Herzog Ludwig rasch einen großen Handstreich zu wagen, München zu überrumperln, die Fürsten gefangen zu nehmen, und so den Krieg mit einem Schlage zu beenden, selbst aber wieder in den Besitz des ersehnten Münchens zu gelangen. Ludwig rechnete dabei vorzüglich auf die alte Zuneigung der Münchener gegen ihn, sowie darauf, daß die Festungswerke de Stadt, welche bei dem großen Brande vor vier Jahren hart gelitten hatten noch in üblen Zustand seien. Allein er hatte sich getäuscht, eben dieser Brandt hatte eine völlige Umstimmung der Münchener gegen ihn gewirkt. Ein altes Weib nämlich, das damals als Mordbrennerin aus der Stadt gestäupt worden war, hatte ausgesagt, von
Den Edelherrn und Anhängern Herzog Ludwigs hiezu gedungen worden zu sein. In Folge dessen herrschte daher in München gegen Herzog Ludwig nunmehr Erbitterung.
Unbemerkt zog bereits Hanns Wessenacker, einer der Hauptleute des Herzogs Ludwig mit 700 Pferden auserlesener Krieger aus dem Gebirge am Starnbergersee herab; Herzog Ludwig und sein Sohn, Ludwig der Bucklichte waren mit ihren Rittern und Volk von Ingolstadt her gegen München angerückt, und lagerten schon zwischen der AMper und de Würm unweit Fürstenfeld.
Die Münchener hatten von der ihnen so nahe drohenden Gefahr bis zum frühen Morgen des Donnerstages 17. September 1422 gar keine Ahnung. Da erblickten die Thürmer plötzlich die Flammen der brennenden Dörfer Pasing, Germering, Gauting und Aubing, und gaben das Feuerzeichen. Die erschrockenen Münchener sahen von der Wällen die Feuersäulen dieser Dörfer, welche die Feinde in Brand gesteckt hatten. Es ertönten nun in München die Sturmglocken und rasch erhob und sammelte sich die ganze Bürgerschaft und trat in Waffen, gepanzert und wohl gerüstet mit Lanzen, Schwertern, Armbrüsten und Pfeilen, in Fähnlein eingetheilt und unter Anführung tüchtiger Hauptleute; ihnen trug man vor die alten Banner der Stadt. Es erschienen zu Roß und mit ritterlicher Rüstung die edlen Geschlechter de Stadt, unter ihnen Loren Schrenk, Franz Dichtl, Hans Barth, Hans Pütrich, die Diener, Potschner, Gießer, Ligsaltz, Ridler, Hunderpfund und andere mehr, dazu noch viele ehrenfeste Ritter, voran Kaspar der Torrer von
Eurasburg, und Bartholomä Stapfer von Wessobrunn, ein riesenmäßiger, verwegener Mann, in allen kriegerischen Händeln zu Hause, der geharnischt von rückwärts in den Sattel sprang, mit zwei Schwertern zugleich fecht und dazu brüllte wie zwölf Stiere; ferner die Ritter Fritz von Wolfstein, Johann von Geblitz, die Preising, Closner, Eglofsheim, Stein, Zangberg, Königseck, Billenbach, Helfenstein, Adelzhausen, Uhelfinge, Eberheim, Leutenbeck und Hohenrainer; ferner von Neumarkt der Pfalzgraf, die beiden jungen Fürsten Erzherzog Albrecht und Johann von Brandenburg, der Starnberger Pfleger Engelschalk und der Burgvogt von Grünwald. – Ihnen schlossen sich an die Bauern der nächstgelegenen Dörfer, dem Aufrufe der Herzoge freudig folgend, und die Flüchtlinge der von dem Feinde besetzten oder brennenden Ortschaften, bewaffnet mit Schwertern und Spießen, mit Morgensternen, Kolben und Picken.
An der Spitze der ganzen zahlreichen und mannhaften Heeresmacht standen die Herzoge Ernst und Wilhelm, und der junge Herzog Albrecht, Herzog Ernst´s Sohn, ein damals sechsundzwanzigjähriger Jüngling, eben derselbe, der später durch seine Liebe zur unglücklichen Agnes Bernauer bekannt wurde; die Ritterschaft stand unter Anführung des oben genannten Kaspar dem Torrer von Eurasburg.
Am Samstag den 21. September früh Morgens um fünf Uhr hörten die Fürsten in der St. Lorenzer-Hofkirche die heilge Messe.
Unterdessen aber war Hans Wessenacker schon unmittelbar
vor die Stadt gerückt, und gedachte das Angerthor zu übefallen und mit einem raschen Anprall einzunehmen. Aber seine Krieger wurden von den Münchner Bürgern mit einem Hagel von Geschossen von den Mauern herab empfange; zu gleicher Zeit stürzten ihm die um ihr Panier geschaarten Geschlachtgewandtner (Tuchmacher) entgegen, die andern Zünfte stürmten mit ihren Schwertern und Helleparten ungestüm nach, so daß Wessenacker diesem gewaltigen Andrange keinen wirksamen Wiederstand entgegensetzen konnte, und sich daher flüchtend auf das Hauptheer zurückzog.
Nun brachen auch die Münchener auf und folgten ihm auf dem Fuße nach; „Maria, reine Maid!“ war das Feldgeschrei.
Unweit München, zwischen Menzing und Pasing, trafen die beiden feindlichen Heere zusammen, als eben Ludwigs Reiter über einen Bach setzten wollten, um die Münchener unvermuthet zu überfallen. Mit heißem Ungestüme griffen die Schaaren der Münchener die Schlachthaufen Ludwigs an, und warfen sich mit solcher Kraft auf die selben, daß schon die ersten Reihen der Feinde durchbrochen und geworfen wurden. Es war ein schrecklicher Kampf, Mann focht gegen Mann mit äußerster Erbitterung:
„Nu chomen die mit reichem Schall
Die hochgepormen Fürsten all,
Do sah man ritterliche that
Von den Fürsten an der stat
Ir swerter vil ser erklungen“,
heißt es in einem gleichzeitigen Gedichte über diese Schlacht.
Während dieses Kampfes begab sich aber, daß sich der
Junge Prinz Albrecht auf seinem Pferde in Verfolgung eines Feindesbanners zu tief in das Schlachtgewühl gewagt hatte, und sich nun allein unter dem dichtesten Feindeshaufen befand. Umsonst aber war all sein kühner Heldenmuth und sein starker Arm, mit dem er ringsum die Feinde niederschlug; die Menge derselben war ihm überlegen, er wurde von diesen umringt und in dem Gedränge nicht mehr gesehen. Da drang, um seinen Sohn zu retten, Herzog Ernst ungestüm in die feindlichen Reihen, bahnte sich mit Kolbenschlägen einen Weg durch dieselben über Haufen von Leichen, rechts und links die Feinde niederwerfend, bis er endlich seinen Sohn errechte und ihn befreite.
Die Schlacht währte noch den ganzen Tag, jedoch wurde an diesem Tage der Sieg nicht entschieden. Ermüdet von dem heißen Kampfe, denn „es war ein gar rasches Schlagen,“ lagerten die Münchener auf dem Walfelde, und die Nacht deckte die schlummernden Kämpfer, sowie die Todten und Verwundeten mit ihrem Schleier. Herzog Ludwig aber hatte sich mit seinen Schaaren gegen Germering und Alling zurückgezogen.
Kaum war aber der folgende Tag, Sonntag 22. September angebrochen, so begann die Schlacht von neuem. Gleicher Erbitterung wie am vorigen Tage, gleicher Heldenmuth von beiden Seiten! Auf Herzog Ernst´s Anordnung griffen die Bauern mit ihren Pichen und Morgensternen die beiden Flügel des feindlichen Heeres an; die Ritterschaft aber umging den linken Flügel des Feindes, und drang in denselben ein, alles vor sich niedermetzelnd. Während dem durchbrach der Münchener Bürger
Tapfere Schaar das Centrum der feindlichen Schlachtordnung. Hier war es, wo die Münchener Tuchmacher sich durch Tapferkeit auszeichneten, und zum Gelingen des umsichtigen Planes wesentlich beitrugen. Dadurch war aber der Sieg für die Herzoge entschieden. Allgemeine wilde Flucht riß in die Schaaren Ludwigs ein; wer sich nicht retten konnte, ward erschlagen oder gefangen, Herzog Ludwig selbst floh knirschend.
Noch am selben Abende zogen die Herzoge mit den siegreichen Bürgern in München unter dem Frohlocken und Jauchzen des Volkes wieder ein, zweihundert feindliche gefangene Ritter mit sich führend. Ulrich Ungerathen war der einzige namhafte Rittersmann, der auf den Münchener Seite blieb.
Der Schlag war entscheidend für Ludwig den Gebarteten; er war gezwungen, sich nun bittend an den Kaiser zu wenden, der eben in Regensburg Hof hielt. Sigmund nahm sich auch des unglücklichen Herzogs Ludwig an, und am 20. Oktober wurde in feierlicher Versammlung der Stände der Frieden geschlossen, gemäß welchem beiderseits alle eroberten Orte zurückgegeben werden mussten.
Von diesem blutigen Kampfe soll der Sage nach der Name Blutenburg herrühren, welchen das Schloß in Obermenzing noch des heutigen Tages führt.
Um Gott für den erhaltenen Sieg und für die Rettung seines Sohnes zu danken, oder wie eine andere Sage erzählt, in Folge eines Gelübdes, welches er that, als er zum Kampfe auszog, ließ Herzog Ernst der „reinen Maid“ am Schlachtfelde, und zwar auf einem Hügel an der Straße, eine Viertelstunde von Alling entlegen, am Parsberge genannt, ein Kirchlein nebst einem daranstoßenden Benefiziatenhause erbauen, das den Namen Hoflach erhielt. Zum Andenken an diesen Sieg ließ er in dieses Kirchlein ein großes Bild malen. Dieses ist noch vorhanden, aber leider ist der Maler unbekannt, der es gefertiget. Auf diesem an der rechten Kirchenwand befindlichen, 22 Fuß langen und beinahe 8 Fuß hohen Gemälde thront in der Mitte die allerseligste Jungfrau Maria mit dem Christuskinde auf dem Arme, die Hand segnend gegen die Herzoge Ernst, Wilhelm und den jungen Albrecht erhebend, welche vor der Gottesmutter im andächtigsten Gebete knieen, von Kopf bis zu Füßen gepanzert und mit Waffenrocken, auf denen das bayerische Wappen, angethan. Hinter den Herzogen steht in riesiger Gestalt der heilige Georg, der Schutzpatron des bayerischen Hauses, mit der Kreuzesfahne, die Hand dem Herzoge Wilhelm auf die Schulter legend. Auf ihn folgt der Bannerträger mit der großen herzoglichen Fahne. Dann kommt , in dichte Reihen geschaart, ebenfalls kniend, die gesammte Ritterschaft, die am Kampfe Theil genommen hatte, kenntlich durch ihre kleinen Wappenschilde, welche an der Hals- und Schulterbedeckung angebracht sind. Der erste gleich nach dem Herzoge Wilhelm ist Johann von Gedlitz, dann folgen die Eglofsheim, Zangberg, Hohenrain, Adelzhausen, Rohrbach, Closen u. f. m. Nach den Rittern kommen, geführt von einem Bannerträger mit dem Münchener Stadtwappen, die Schaaren der Münchener Bürger, an ihrer Spitze die ebenfalls durch Wappenschilde kenntlichen
Geschlechter, die Barth, Ligsalz, Gießer, Püttrich, Diener u. f. w. Die meisten derselben sind ebenso gekleidet und bewaffnet wie die Ritter. Dann folgt eine Anzahl Armbrustschützen und den Hintergrund füllt der mit Hellebarden und Spitzen aller Art bewehrte große Haufen der Landleute. Auffallend ist, daß unter den Rittern auf dem Gemälde das Wappen der Torrervon Eurasburg nicht vorkömmt, wahrscheinlich ist er in Folge einer späteren Restauration des Bildes durch Unkenntniß des Uebermalers verschwunden.
Wie schon erwähnt, hatten sich in dieser Schlacht unter den Münchener Bürgern besonders die Tuchmacher hervorgethan; noch bewahren sie zum Denkzeichen an ihre damals bewiesene Tapferkeit ein Schlachtschwert, Helleparten und andere Waffen, die sie in dieser Schlacht einem Anführer und Reisigen des Herzogs Ludwig des Gebarteten abgenommen haben, und heutzutage noch tragen sie bei der alljährlichen Fronleichnamsprozession diese alten Waffen mit sich herum, und eröffnen den Zug.
Sind auch diese Brüderkämpfe ein trauriges Bild in den Blättern der bayerischen Geschichte: der tag von Alling bleib immer ein ruhmvolles Andenken der tapferen Münchener Bürger.