Stadtgeschichte München

Sophia Goudstikker wurde als neuntes Kind einer Amsterdamer Kunsthändlerfamilie geboren. Nach Stationen in Hamburg und Dresden begann sie Mitte der 1880er Jahre ihre Ausbildung an der Malschule von Amalie Augspurg. Dort lernte sie deren Schwester Anita Augspurg kennen, mit der sie eine enge persönliche und berufliche Beziehung entwickelte.

1887 gründeten Goudstikker und Augspurg in München das Atelier Elvira, eines der ersten von Frauen geführten Fotostudios im Deutschen Reich. Es wurde schnell zu einer gefragten Adresse für Porträtfotografie, mit Kunden aus der Bohème und dem bayerischen Königshaus. Das Atelier bezog um 1900 ein von August Endell gestaltetes Jugendstilgebäude, das als architektonischer Meilenstein gilt. Nach Augspurgs Rückzug führte Goudstikker das Geschäft alleine weiter, bis sie es 1908 an Emma Pförtner-Uibleisen übergab.

Neben ihrer Tätigkeit als Fotografin engagierte sich Goudstikker für Frauenrechte. Gemeinsam mit Ika Freudenberg gründete sie 1894 den Verein für Fraueninteressen, der 1899 den ersten Bayerischen Frauentag organisierte. Sie leitete eine Rechtsauskunftsstelle für Frauen, wurde 1908 als erste Frau an Münchner Jugend- und Schöffengerichten zugelassen und arbeitete mit prominenten Aktivistinnen wie Helene Stöcker und Gertrud Bäumer zusammen.

Goudstikker lebte offen mit ihren Partnerinnen, zunächst Anita Augspurg, später Ika Freudenberg. Ihr Haus in München wurde ein Treffpunkt für Schriftsteller, Künstler und Frauenrechtlerinnen. Nach dem Tod Freudenbergs 1912 zog sich Goudstikker zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück.