Stolpersteine & Erinnerungszeichen in München

Name Wolfgang Bernheim
geboren 7.5.1923 [Augsburg]
deportiert 28.8.1942 [aus dem Lager Westerbork / NL]
gestorben 11.1943 [Sakrau] [Ermordet]
Religion Jüdisch
Opfergruppe Juden
Straße Gabelsbergerstraße 35
Art Rückkehr der Namen
Erinnerungsprojekt BR - Rückkehr der Namen
Verlegung 11.04.2024 – 11.04.2024
Lat/Lng 48.147444144774,11.568383877305

Wolfgang Bernheim wurde am 07.05.1923 in Augsburg geboren. Nach der Scheidung von seiner ersten Ehefrau heiratete sein Vater eine nicht-jüdische Frau. Wolfgang Bernheim wurde getauft und besuchte das Benediktinergymnasium St. Stephan in Augsburg. Aufgrund seiner “jüdischen Abstammung” musste er 1938 die Schule verlassen. Seiner Mutter gelang es 1940, ihren Sohn in einem niederländischen Benediktinerkloster unterzubringen. Dort schloss er seine Schulausbildung ab und wurde 1941 Novize. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande wurde Wolfgang Bernheim 1942 deportiert und kam ins Arbeitslager Sakrau (Polen), wo er im Herbst 1942 an den unmenschlichen Arbeitsbedingungen starb.

Quelle: https://gedenkbuch-augsburg.de/biografien/wolfgang-bernheim vom 20.07.2025 Wolfgang Bernheim ist 1923 im Wöchnerinnenheim in Augsburg geboren.1 Das Gebäude an der Gögginger Straße gibt es auch heute noch.

Der Vater von Wolfgang war Kurt Bernheim, ein Sohn von Maria Bernheim.2 Dieser hatte 1921 die Kölnerin Caroline Wallerstein geheiratet. 1926 wurde die Ehe geschieden.3 Wolfgangs Vater heiratete bereits 1926 eine nichtjüdische Frau aus Augsburg.4

1928 meldete Wolfgangs Vater sich und seinen Sohn Wolfgang von der Israelitischen Kultusgemeinde ab. Noch am gleichen Tag ließ er seinen fünfjährigen Sohn in der Pfarrei Herz-Jesu in Augsburg-Pfersee taufen.5 Die Familie wohnte damals in der Lutzstraße in Augsburg-Pfersee.6 1930 ließ sich auch der Vater von Wolfgang katholisch taufen und kirchlich trauen.7

1933 besuchte Wolfgang das Benediktinergymnasium St. Stephan in Augsburg und wurde dort 1933 auch gefirmt. Ab 1937 wohnte er als Internatsschüler in St. Stephan.8

1938, als Wolfgang 15 Jahre alt war, brach für ihn und seine Familie eine schwere Zeit herein. Wenige Tage nach dem Judenpogrom kam aus Berlin vom Erziehungsminister die Anordnung, dass alle jüdischen Schüler die deutschen Schulen verlassen müssen.9 Der Befehl wurde überall rasch ausgeführt. Wolfgangs Vater konnte seine Haut nur noch durch eine überstürzte Flucht nach Zürich retten. Wolfgang musste ohne Ausreisegenehmigung in Deutschland zurückbleiben.10

 

Wolfgang Bernheim, um 1940. (Nationaal Archief Den Haag)

 

Einige Monate konnte sich Wolfgangs Stiefmutter noch in München um ihn kümmern.11 Dann gelang Wolfgangs Mutter im Februar 1940 die Unterbringung ihres Sohnes in einem niederländischen Benediktinerkloster in der Nähe von Aachen. Wolfgang machte dort seinen Schulabschluss und wurde 1941 Novize im Kloster. Dabei nahm er den Klosternamen „Bruder Paulus“ an.12

 

Doch bald zeigte sich, dass Wolfgang auch als Mönch nicht vor den Nationalsozialisten sicher war. 1940 hatte die Wehrmacht Holland innerhalb von fünf Tagen überrannt und seit 1941 liefen die Vorbereitungen zur Deportation von über 100.000 niederländischer Juden. Die katholische Kirche protestierte in einem Fernschreiben an den Reichskommissar, das am 26. Juni 1942 in allen katholischen Kirchen von der Kanzel verlesen wurde. Daraufhin entschied der Reichskommissar, dass alle katholisch getauften Juden sofort deportiert werden sollen. Dies geschah im August 1942.13 Diese Entscheidung traf auch Wolfgang Bernheim. Er wurde von der deutschen Besatzungsmacht angeschrieben, sich an einem bestimmten Ort außerhalb des Klosters einzufinden. Von dort wurde er in das Lager Westerbork gebracht und in den Zug Richtung Auschwitz gesetzt. 50 km vor Auschwitz mussten alle Männer zwischen 15 und 50 Jahren den Zug verlassen. Ihre Arbeitskraft sollte bis zum Tod ausgebeutet werden.14 Im Herbst 1942 ist Wolfgang im Lager Sakrau in Schlesien infolge der unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu Tode gekommen. Erich Inov war Zeuge von Wolfgang Tod und hat nach dem Krieg als Überlebender Wolfgangs Mutter die Todesnachricht überbracht.15

 

 

Seit 2010 wird Wolfgang Bernheim von der katholischen Kirche als Märtyrer verehrt. Seitdem ist sein Leben in den Standardwerken für deutsche Märtyrer und für Märtyrer des Bistums Augsburg beschrieben.16

 

 

Ein Mitnovize von Wolfgang Bernheim hätte für ihn eine Flucht zu seinem Vater in die Schweiz organisieren können. Doch Wolfgang lehnte ab, um seinem Kloster drohende Vergeltungsmaßnahmen zu ersparen. Indem Wolfgang freiwillig dieses Opfer brachte, ging auch der Wunsch des Abtes in Erfüllung, dem er als Novize Gehorsam versprochen hatte.17 Der Name von Wolfgang Bernheim ist auch im Gedenkraum für jüdische Holocaustopfer im Augsburger Rathaus aufgeführt.

 

Albert Eichmeier

 

Text von: Gregor Eichfeld
BR - Rückkehr der Namen



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