Stolpersteine & Erinnerungszeichen in München

Name Dr. med. Gustav Wiener
geboren 7.6.1873 [Regensburg]
gestorben 25.11.1933 [München]
Religion Jüdisch
Opfergruppe Juden
Beruf Frauenarzt und Geburtshelfer
Straße Odeonsplatz 1
Stadtbezirk 1. Altstadt-Lehel
Stadtbezirksteil Kreuzviertel
Art Weiße Koffer
Verlegung 27.11.2016 – 20.11.2016
Lat/Lng 48.143085334464,11.577477184636
Text

Dr. med. Gustav Wiener

Gustav Wiener kam am 7. Juni 1873 in Regensburg zur Welt Er studierte Medizin und promovierte sich 1897 in Breslau. Danach arbeitete er als Arzt an der Universitäts Frauenklinik in München.
Am 17. Januar 1912 heiratete er Babette Müller, geboren am 25. Juli 1876 in Nürnberg. Im April 1915 bezog das Ehepaar eine Wohnung und eigene Praxis in der Sonnenstraße 12 im ersten Stock, am 30. Juni 1932 die Wohnung am Odeonsplatz 1 im zweiten Stock
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erfuhr das Leben Wieners eine dramatische Wendung. In der Nacht vom 28. auf den 29 März 1933 überfielen ihn 12 SA- und SS-Männer in seiner Wohnung Das Ehepaar wurde aus den Betten gezerrt, entkleidet und körperlich misshandelt. Darüber hinaus raubten die SA-Männer Geld, Schmuck, wertvolle Schusswaffen, Zigaretten, zerrissen Versicherungspolicen, Scheckbücher und Testamente
Die Verbrecher schlugen, nach Schilderung seiner Frau, Gustav Wiener die Zähne aus, seine Schienbeine und Rippen wurden gebrochen, er blutete aus etlichen Wunden. Dann schleppten sie ihn fort Da die Gewalttäter die Telefonleitung gekappt hatten, flüchtete sich Babette Wiener zu einer Nachbarin, von wo aus sie Hilfe holte. Gustav Wiener konnte auf einer Polizeistation ausfindig gemacht werden. Von dort kam er ins Rotkreuzkrankenhaus und musste wochenlang behandelt werden, so schwer waren seine Verletzungen. Nach seiner Entlassung war er nur etwa acht Tage zu Hause, als er ohnmächtig wurde und Blut erbrach. Wieder in die Klinik eingeliefert starb er schließlich am 25 November 1933 an den Folgen der Misshandlungen
Von den 12 Tätern sind aufgrund der spärlichen Überlieferung nur vier bekannt: Julius Uhl, Führer der Stabswache der obersten SA, SS Truppführer Peter Alfa, Scharführer Andreas Schuhböck und Scharführer Josef Höfl. Von der Polizei vernommen gaben sie als Motiv für ihren planmäßig durchgeführten Raubüberfall an, Dr. Wiener hätte sich an Abtreibungen beteiligt. Abgesehen von den ersten Vernehmungen behelligte die Polizei die Täter nicht weiter. Im Oktober 1933 meldete der Oberstaatsanwalt, alle Ermittlungen seien ergebnislos verlaufen, das Ermittlungsverfahren sei eingestellt worden, da die Beteiligten aufgrund einer Straffreiheitsverordnung amnestiert seien

Quelle: Infotafel vor Ost

Personen Wiener Gustav Dr. med.  

Online-Gedenkbuch der Münchner Juden

Biografie Erinnerungszeichen München

Biografie der Erinnerungswerkstatt München


Literatur

Dr. med.
  

I.M. Hofsattler und Hofwagenfabrikant