Stolpersteine & Erinnerungszeichen in München

Name Siegfried Herzberg
geboren 10.5.1895
deportiert 2.7.1940 [Emigration nach Shanghai]
  Überlebender
Religion Jüdisch
Opfergruppe Juden
Straße Steinheilstraße 20
Stadtbezirk 3. Maxvorstadt
Stadtbezirksteil Augustenstraße
Art Weiße Koffer
Verlegung 27.06.2016 – 20.11.2016
Lat/Lng 48.149964407294,11.563857714739
Inschrift

Siegfried Herzberg

geboren am 10. Mai 1895
emigriert am 2. Juli 1940
nach Shanghai

Text

Siegfried Herzberg
Siegfried Herzberg wurde am 10. Mai 1894 in Frankfurt an der Oder geboren. Er besuchte ein Realgymnasium und eine Kaufmännische Fortbildungsschule. Als Grenadier nahm er am 1. Weltkrieg ab 1914 teil, wurde durch einen Kopfschuss schwer verwundet und kam bis 1920 in russische Kriegsgefangenschaft.
Er schloss eine Berufsausbildung als Lagerist ab und war 1923-25 Filialleiter der Süddeutschen Rollbahn AG in Nürnberg, arbeitete 1926-29 bei der Firma Karl Lasser in München und war ab 1934 selbständiger Handelsvertreter für die Firma Marin Kalimann Feldbahnen/Mannheim, Walter Weiss Feldbahnen/ München, Kirchhoff Feldbahnen/München und die Baumaschinenfabrik Leonhardt Schmidt/Augsburg. 
Dieses Gewerbe musste er bereits am 9. September 1938 aufgeben.
Von 1930 bis Anfang 1938 wohnte er in der Baaderstraße 67. Diese Wohnung musste er zwangsweise aufgeben und zog für drei Monate in die Steinheilstraße 20 in Untermiete bei Lindner.
1936 wurde er wegen „Verdachts der Rasseschändung mit Mathilde Ehren“ angezeigt und war sechs Wochen in Untersuchungshaft im Gefängnis an der Corneliusstraße. Die Beziehung bestand seit 1929. Mathilde Ehren war die Mutter eines gemeinsamen Sohnes. Siegfried Herzberg und Mathilde Ehren machten dem Gericht glaubhaft, dass sie die Nürnberger Rassegesetze einhalten und kamen frei. Er bekam als Kriegsversehrter 1938-1940 eine kleine Rente von 51,34 RM und verdiente als Arbeiter etwas dazu.
Am 2. Juli 1940 gelang Siegfried Herzberg die Flucht per Flugzeug und Bahn über Moskau nach Dairen in China und von dort per Schiff nach Shanghai. Dort musste er im Ghetto Shanghai bis Kriegsende am 8. Mai 1945 ausharren. Er durfte nicht arbeiten und war auf die Unterstützung des Hilfskommittee Shanghai (HICEM) angewiesen. Erst 1948 gelang ihm die Emigration nach San Francisco in die USA. Dort arbeitete er bis zu seinem Tod 1951 als „Janitor (Büroputzer)“ bei der Gebäudereinigungsfirma American Building Maintenance.
Eine Entschädigung bekam er nicht. Die Nachzahlung und Fortzahlung seiner Rente wurde ihm 1950 vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und soziale Fürsorge verweigert „nach den Vorschriften vom 26. März 1947(GVBI. S.107) und den dazu ergangenen Durchführungsverordnungen, nach denen eine Rentenzahlung an Berechtigte, die sich dauernd im Ausland aufhalten, nicht zulässig ist."
Wolfram P. Kastner

Quelle: Infotafel vor Ort

Personen Herzberg Siegfried  

Literatur

  

I.M. Hofsattler und Hofwagenfabrikant