Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Titel | An alle Sozialisten! |
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Ort | München |
Lat/Lng | 0 - 0 |
Kategorie | Plakat Revolution 1918/19 |
Suchbegriff | Plakat |
Bildart | Plakat |
An alle Sozialisten!
Die Ereignisse in Berlin und ihr Hineingreifen in andere Teile Deutschlands fordern Klarheit und Einheit der revolutionären Aktion. Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei musste sich von den sogenannten Mehrheitssozialisten während des Krieges trennen, da sie deren Kriegspolitik für verhängnisvoll und den Sturz des herrschenden Systems durch revolutionäre Aktion für das einzige Mittel hielt, den Krieg zu beendigen. Mit beiden Auffassungen hat die Unabhängige Sozialdemokratie Recht behalten. Das wird vor der Geschichte ihre Ruhmestat sein.
Nachdem aber in Bayern die Unabhängige Sozialdemokratische Partei die Revolution erfolgreich durchgeführt und ihren Vertretern in der Regierung entscheidenden Einfluss gesichert hat und nachdem der Krieg beendet ist, so sind die Gründe, die zur Trennung führten, in Bayern beseitigt, und damit die Wiederherstellung einer einheitlichen Partei möglich und notwendig geworden. Diese Einheit wirksam zu machen ist nun vornehmlich, da nur durch den Zusammenschluss der Massen es möglich ist, die Revolution gegen die reaktionären Klassen zu sichern und auch gegen die Einschaltung einzelner sozialdemokratischer Führer die Partei fähig und entschlossen zu machen zur Durchführung der Demokratie und des Sozialismus.
Es wird vielfach nicht erkannt, dass die Verhältnisse in Bayern parteipolitisch, wirtschaftlich und sozial wesentlich anders sind als in Norddeutschland und besonders in Berlin, dass hier die Revolution in Ursprung und Wirkung viel radikaler gewesen ist als in irgendeinem Teile des Deutschen Reiches. Es ist ein Zweifel, dass in Bayern die Voraussetzungen gegeben sind, die notwendige radikale Entwicklung der Verhältnisse in gemeinschaftlicher Arbeit aller revolutionären und internationalistischen Sozialisten durchzuführen, zumal sich unverkennbar der Mehrheitspartei von Anfang an in Bayern eine starke Opposition im Sinne der Unabhängigen, besonders bei den Massen, finden mochte.
Damit ist für Bayern eine Aufgabe von ungeheurer Bedeutung gegeben wie keine Lösung möglich. Wir müssen, sofern mutig der Wille und die Kraft bestehen, die Umgestaltung von Staat und Gesellschaft in friedlich aufbauender Arbeit vollziehen, aber auch die friedlich revolutionäre Aktion entschlossen und rücksichtslos allen friedlich gemeinten gegenstehenden Strömungen gegenüber, wie sie stürmisch in Deutschland überall zum Ausdruck gelangen, den Weg des Ziels mit Beispiel geben, wie Zielerreichung und die sozialistische Gesellschaft erreicht werden kann.
Der rasche und gründliche Neuaufbau der Gesellschaft kann aber nur in freier Selbstsicht und unermüdlicher gemeinsamer Arbeit geschehen. Diese Einsicht einheitlicher Gedanken entscheidet, ob die Revolution zugrunde gehen soll in den blutigen Wirbeln eines unabhängigen Bruderkrieges oder ob sie rasch und zielischer zum endgültigen Erfolg emporsteigt.
Der Vorstand der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei:Fritz Schröder, Richard Kämpfer, Felix Fechenbach, Alfred Gärtner, Maria Laffinger, Paula Mayer, Hans Keef.
Die Mitglieder der U.S.P. in der revolutionären bayerischen Regierung:Kurt Eisner, Hans Unterleitner.