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Münchener Stadtbuch

Die Standarte der Schuhmacher in München. 1295.

Die Schuhmacher von München führen auf ihrer Fahne nebst dem Bilde der heiligen Mutter Gottes und ihrer Patrone, der Heiligen Trispinus und Trispinianus, auch noch den Mönch des Münchener Stadtwappens, gewöhnlich im Volke das „Münchnerkindl“ genannt, abgemalt. Den Mönch erhielten sie durch folgende Veranlassung.

Herzog Rudolph I von Bayern, welcher in früher Jugend schon die Verwaltung Oberbayerns während der Verhinderung seines Vaters, Pfalzgrafen Ludwig des Strengen übernehmen mußte, war mit den Augsburgern wegen des von Bayern beanspruchten Schirmherrn-Rechtes über die Stadt in Zwist und Hader gerathen, so daß er, um die stolze Reichsstadt zu schrecken, eine Veste am Lechstrome erbauen ließ. Allein die kriegslustigen Augsburger erschienen vor der Veste, ehe sie noch vollendet war, eroverten und schleiften sie. Das geschah im Jahre 1291. Anderweitige plötzlich eingetretene politische Verwickelungen verhinderten zur Zeit Rache und Vergeltung an der kühnen Kaufherrnstadt.

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