Alte Bücher

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Münchener Stadtbuch

L. Alte Gebräuche und Sitten

15. Am Himmelfahrtstage.

Wie nun dieser Teufel am Thurms hing, kam der lose Schalk Liendl um Mitternacht, hatte drei lange Stangen übereinander gebunden und oben ein Messer befestigt und schnitt mit demselben den Strick ab, an welchem der Teufel hing, so daß dieser zu Boden stürzte. Nun hatte Liendl unter dem Vorwande, er müsse dem Herzoge bei Tisch aufspielen, von seinem Wirthe einen schönen Rock von Fuchspelz entlehnt, den zog er dem Teufel an, schleppte ihn auf den Marktplatz, wo der Strafesel und der Pranger standen, legte ihm das eiserne Halsband an und ließ ihn dort stehen. Als nun Morgens die Leute zur Kirche gingen und den Teufel am Pranger erblickten, gab es einen großen Zusammenlauf, denn alles wollte das absonderliche Wunder sehen; als die Mär darüber an den Hof kam, lief fast alles Hofgesind herbei, und Jedermann dachte sogleich, das könne nur der Liendl gethan haben. Auch erkannte der Wirth seinen Pelz gleich, wußte also von wem der Streich herrühre; der Henker aber bestand darauf, daß Alles sein eigen sei, was er auf seinem Bereich fände, also mußte, der Wirth seinen Pelzrock um schweres Geld vom Henker wieder einlösen, und gedacht' es dem Liendl rechtzeitig wieder einzutränken. Liendl aber, über seinen Frevel zur Verantwortung vorgerufen, redete sich kurzweg auf den Herzog aus, der es ihm im vorigen Jahre geheißen habe, unsern Herrgott in Ruhe zu lassen, dafür aber mit dem Teufel Scherz zu treiben:

„Das hab ich auch mit Fleiß gethan!" —
Des Schwanks lacht heut noch Jedermann,

schließt Hans Sachs seine Erzählung.

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