Alte Bücher

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Münchener Stadtbuch

L. Alte Gebräuche und Sitten

9. Die Quatembermänner.

Bei diesen Gottesdiensten ist ihr Platz in der Kirche bei der alten Fürstengruft, und vor ihnen wird ein Leuchter mit drei Lichtern hingestellt, welche die drei Fürstenhäuser Bayern, Oesterreich und Baden bedeuten, zu derer verstorbenen Ahnen Gedächtniß diese Gottesdienste gefeiert werden.

An diese Stiftung knüpft sich auch eine Wundersage. Als im Anfange dieses Jahrhundertes in Folge der Säkularisation eine Menge Stiftungen aufgehoben und ihre Kapitalien vom Staate eingezogen wurden, sollte dieses Schicksal auch den Ouatemberumzug der Spitalleute treffen. Da sah man einmal um Mitternacht aus dem Thore des heil. Geistspitals einen gespenstigen Zug alter Spital-Männer und Weiber wandeln und ihren Kirchgang nach der Frauenkirche halten, dessen Thore sich von selbst öffneten und wieder schlossen. Eine Viertelstunde lang war das Innere des Domes erleuchtet; als aber der erschrockene Meßner mit mehreren Geistlichen herbeieilte, um die Sache zu untersuchen, war in der Kirche nichts zu sehen und zu hören. Die Aufhebung der Stiftung aber unterblieb.

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