Alte Bücher

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Münchener Stadtbuch

L. Alte Gebräuche und Sitten

8. Die Wadlerspende.

Im Jahre 1318 machte ein Münchener Bürger, Namens Burkhard der Wadler und Hailwig seine Hausfrau, eine Stiftung an das heilige Geistspital zu 63 Pfund Pfenninge. Von dieser Gilt verblieben dem Spirale 46 Pfund K Pfenninge für die Sundersiechen. Nach der Bestimmung der Stiftung mußten aber auch alljährlich für 3 Pfund Pfenninge Bretzen angekauft und an die Armen ausgetheilt werden. Hieran knüpfte sich fünf Jahrhunderte lang folgender Gebrauch.

Alljährlich am 1. Mai, als dem Todestage des Stifters, ritt ein Mann mit einem Sacke voll Bretzen um Mitternacht vom heil. Geistspitale aus durch die Strassen der Stadt. Das Pferd, auf dem er seinen Umritt hielt, mußte ein Schimmel sein, der nur auf drei Füßen mit Hufeisen locker beschlagen war. Aus dem Sacke warf er nun Bretzen aus mit den Worten:

Ihr jung und alte Leut,
Geht's zum heiligen Geist,
Wo man die Wadler-Bretzen ausgeit.

Als im Jahre 1801 die Letzte aus dem Geschlechte des Stifters starb, riß das zarte Publikum den Reiter, als sein Bretzenvorrath zu Ende war, vom Pferde und mißhandelte ihn jämmerlich. Seitdem unterblieb diese Spende. Der Reiter aber mit dem Schimmel ist auf dem Deckengewölbe in der heil. Geistkirche abgebildet.

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