Alte Bücher

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Münchener Stadtbuch

L. Alte Gebräuche und Sitten

1. Das Sonnwendfeuer

Ein uralter Gebrauch ist das Anzünden von Feuer im Freien am Tage Johannes des Täufers, also zur Zeit der Sonnenwende, woher es den Namen „Sonnwendfeuer" oder „Johannesfeuer" führt, und über welches dann Jung und Alt sprang. Auch in München war solches üblich und, wurde das Sonnwendfeuer am Marktplatze angezündet. An dieser Volksbelustigung nahmen sogar die Fürsten gerne Antheil, und wir haben in einem früheren Abschnitte gelesen, wie Herzog Stephan von Ingolstadt im Jahre 14l)1 auf dem Marktplatze zu München über das Sonnwendfeuer sprang und sammt seiner jungen Gemahlin und den Fräuleins mit den Bürgerinen um dasselbe tanzte. So tanzte auch auf dem Reichstage zu Regensburg im Jahre 1471 der deutsche König Friedrich mit schönen Frauen um das auf offenem Markte angezündete Johannisfeuer, und im Jahre 1496 der Prinz Philipp, — der nachmalige
 

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