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Münchener Stadtbuch

Die große Judenverfolgung in München im Jahre 1285, und die Gruftkirche

Franz Karl im Jahre 1620 an schwerer Krankheit darniederlag und es sich hieher verlobte, wurde nach wiedererlangter Genesung des Kindes das Kirchlein mit einer kostbaren Ampel beschenkt, und außen vor der Kirche an der Strasse ein in prachtvollem Erzguß ausgeführtes Bild der seligsten Jungfrau Maria aufgestellt. Viele fromme Geschenke und Vermächtnisse, darunter manche Kostbarkeiten, floßen von nun an reichlich der Kirche zu; ein Kistlein allein enthielt bei tausend Ringe.

Diese Kirche stand bis  zur Säkularisation im Jahre 1805, wo sie in Privatbesitz überging, abgetragen und in ein Wohnhaus umgeändert wurde. Das verehrte Vesperbild kam dabei ebenfalls in Privathände. – Dieses Wohnhaus gehörte, wie schon oben erwähnt, dem Bäcker Wanney, wurde im Jahre 1865 vom Staate zur nothwendigen Vergrößerung des anstoßenden Gebäudes der kgl. Polizeidirektion angekauft, im Jahre 1866 abgebrochen, und gegenwärtig steht an dessen Stelle ein geschmackvoller großer Neubau. Bei diesem letzten Abbruche fand man ein paar alte geschwärzte Mauern, die offenbar noch vom Synagogenbrande herrührten.

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