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Münchener Stadtbuch

XLIII. Die eingekerkerte Nonne im Kloster am Anger.

1742.

entschied die Regierung, dieselbe sei dem Kloster nicht mehr zurückzugeben, sondern in dem kurfürstlichen Spitale unterzubringen, wo ihr ein eigenes Zimmer einzurichten sei; es sei ihr, wenn sie wieder so weit hergestellt sei, daß sie gehen könne, erlaubt, auszugehen und ehrbare Familien und Gesellschaften zu besuchen; das Klarissinenkloster habe ihr zu ihrem Unterhalte jährlich zweihundert Gulden auf Lebensdauer zu bezahlen, und ihr eine volle Einrichtung auf ein Zimmer auszufolgen; — endlich habe das Kloster alle Kosten der geführten Untersuchung zu tragen.

Die ärztliche Behandlung, die Ruhe und die gute Verpflegung bewirkten, daß Maria Baumann nach fünf bis sechs Jahren soweit hergestellt war, daß sie, so viel es ihre geschwächten Kräfte zuließen, wieder gehen konnte.

Da gedachte sie ihres Gelübdes und wie Gott und die heiligste Jungfrau Maria ihr heißes Flehen erhört habe. Mit Erlaubniß des bischöflichen Ordinariates und der weltlichen Obrigkeit trat sie zu Fuß die Reise nach Loretto an. Glücklich erreichte sie diesen Gnadenort, und dankte an heiliger Stätte in inbrünstigem Gebete für ihre Errettung. Dann trat sie zu Fuß wieder die Rückreise an. Aber geschwächt durch die mühevolle lange Reise erkrankte die arme Dulderin unterwegs und starb den 1, August 1778 in einem Alter von 45 Jahren im Krankenspitale zu Narui in Italien.

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