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Münchener Stadtbuch

XXXIX. Der ewige Jude in München.

1721.

Im Jahre 4721 machte ein sonderbarer Vorfall in München großes Aufsehen. Am 22. Juli kam am Isarthore ein alter Mann an, gebräunten Angesichts, mit gefurchten Zügen und von fremdartigen Aussehen. Als er auf Befragen sich dem Thorwächter als den ewigen Juden angab, ließ ihn dieser nicht ein, ohne zuvor die Erlaubniß vom städtischen Magistrate erhalten zu haben, und auf geschehene Anfrage verweigerte ihm auch dieser den Eintritt in die Stadt.

Dieser fremde Mann begab sich nun noch selbigen Tages nach Haidhausen, wo er Unterkunft fand und einige Zeit sich dort aufhielt, indem er mit Schmucksachen, Gold und Perlen, die er mit sich führte, Handelschaft trieb.

Da sich die wunderbare Märe von diesem Manne schnell verbreitete, so erhielt er großen Zulauf von Leuten jeden Standes und Geschlechtes sowohl aus der Stadt München als aus der nahen und fernen Umgebung. Er erzählte den Leuten, er sei wirklich und wahrhaftig der

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