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Münchener Stadtbuch

XXXI. Die Erbauung der Jesuitenkirche.

1583.

Lobgedichten in deutscher, lateinischer, griechischer und hebräischer Sprache.

Am folgenden Tage, Montag den 7. Juli, fand auf dem freien Platze vor dem Kollegium in der Neuhausergasse ein großes Schauspiel auf einer eigens erbauten Schaubühne, gegeben von den Jesuiten, vor allem Volke statt. Es führte den Titel: „Triumph und Freudenfest zu Ehren dem heiligen Erzengel Michael." Mit aller Pracht und mit großem Aufwande waren die Dekorationen, die Maschinerien und die Kostüme ausgestattet; ausser den Hauptakteurs wirkten 900 Choristen, alle studirende Zöglinge des Jesuiten-Gymnasiums mit, sie fangen die im Stücke vorkommenden Chöre der Engel, der Heiligen, der Bischöfe und der Teufel. Die römischen Kaiser Nero, Diokletian, Deeius, Marentius ec. traten darin mit zahlreichem Gefolge auf. Die gewaltigen Chöre waren von einer großen Masse von allerlei Instrumenten der damaligen Zeit begleitet, die musikalische Komposition war von Georg Vietor in, Kapellmeister der Jesuitenkirche. Von großer Wirkung war diese Vorstellung, Und schauderndes Entsetzen mag die Schlußseene des Schauspieles, wo der Erzbösewicht „Luzifer" sammt 300 Teufeln vom heiligen Michael in die hochaufprasselnden Höllenflammen gestürzt wird, auf die Menge des zuschauenden Volkes gemacht haben. Acht Stunden lang dauerte die Vorstellung.

Zu bedauern ist, daß sowohl der Text dieses Schauspieles als auch die Musik des Vietor in verloren ging, nur das gedruckte Seenarium ist noch vorhanden.
 

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