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Münchener Stadtbuch

Der Bürgeraufruhr im Jahre 1385

Herzog Stephan I., genannt mit der Haft, war am 10. Mai 1375 verstorben, und ihm folgten in der Regierung seine 3 Söhne, welche ihm seine Gemahlin Elisabeth von Sizilien geboren, nämlich Friedrich, sein Erstgeborener, dann Stephan, von seiner kleinen und zierlichen Gestalt und seinem köstlichen Putze genannt der Knäufel, und Johann, der Jüngste. Eingedenk, welches Unglück und welche Verluste die unseligen Ländertheilungen, vor welchen der alte Kaiser Ludwig so sehr gewarnt hatte, über Bayern gebracht hatten, hielten sie brüderlich und fest zusammen, und regierten so anfangs fünfzehn Jahre lang gemeinschaftlich das land. Die Bürger in München waren besonders dem Herzog Johann zugethan, welcher leutseligen und liebreichen Gemüthes, genügsam und einfacher Lebensweise war, nur die Freuden des edlen Waidwerkes Pflegend. Seine Brüder Friedrich und Stephan hingegen, ehrgeizig und prachtliebend, waren theils durch ungemessenen Aufwand so sehr in Noth und Schulden versunken, das Herzog Friedrich

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