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Münchener Stadtbuch

Tod und Beerdigung des Kaisers Ludwig des Bayern. 1347.

Gebeinen es großen Kaisers noch etwas vorhanden ist, dieser Sarg, der heutigen Tages noch in der Gruft befindlich ist, sie einschließt; alles weitere Suchen darnach ist vergebliche Mühe.

Welche ausserordentliche Sensation der plötzliche Tod der Kaisers in der Welt damals hervorrief, geht daraus hervor, daß gleichzeitige Geschichtsschreiber, wie Konrad von Meidenberg, ja selbst der weit spätere Aventin die aussergewöhnlichen Naturereignisse, die im nächsten Jahre 1348 in ganz Europa sich ergaben, mit dem Tode des Kaisers in Verbindung setzten, und sie gleichsam als ein allgemeines Entsetzten der natur und als eine Ungnade Gottes ansehen. In diesem Jahre, 1448 nämlich, am Abende von Paul Bekehrung kam ein großes Erdbeben, welches 40 Tage lang anhielt. Sechs und zwanzig Städte und Schlösser gingen zu Grunde, Berge stürzten ein, Menschen und Vieh wurden erschlagen, - ja Konrad von Meidenberg läßt sogar fünfzig Menschen in Salzstatuen verwandelt werden, die er selbst gesehen zu haben behauptet, Und darauf erfolgte ein großes Sterben, so daß kaum der vierte Theil der Menschen mehr übrig blieb.

Im nämlichen Jahre des Todes des Kaisers, am 10. April 1347, starb auch der berühmte Minorit Wilh. Occam, der Vertheidiger des Kaisers in seinem Streite mit den Päbsten. Er wurde in der Franziskanerkirche begraben, an der Seite des nicht minder berühmten Schriftkämpfers für Ludwig, des Minoriten Michael a Tefena.

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