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München in guter alter Zeit

Erstes Kapitel - Von der Stadt Lage, Ursprung und Gestalt

„Er sagt mir auch da wohlbesunnen,
die Stadt hab 36 Schöpfbrunnen,
welche da frei seind alle Tag,
davon Jedermann schöpfen mag.
Auch sieht man in der Stadt rinnen
Tag und Nacht 18 Röhrbrünnen.
Ein schöner Brunnen darunter, wißt
aus allen anderen der schönste ist,
zu oberst ein Ritter schön und jung
tuth mit seinem Rosse einen Sprung,
Aus seinem Helm springen gar hoch
siebzehn Röhren, daß einer mag zählen noch.
Herum auch die Heidengötter sitzen,
die alle Wasser von sich spritzen.
Aber in einer Summ allein
hat der Brun 152 Röhrlein.
Ihr Durchlaucht Herzog Ferdinand
hat ihn machen lassen zur Hand”

Es war Herzog Ferdinand, der sich mit der schönen Pflegerstochter Maria von Pettenbeck von Haag vermählte und so der Stammvater der wartenbergischen Linie ward. Da er schon 1608 starb, muß der Brunnen, als ihn Thomas Greill sah, noch nicht lange gestanden haben. Was mit ihm geschah ist unbekannt.

An die Stelle der ursprünglichen Ziehbrunnen traten später nahe an den Häusern stehende Brunnenstöcke aus Marmor mit eiser'nen Wagebalken, während es daneben auch noch einzelne offene Brunnen gab. Zwei solche öffentliche Springbrunnen von Holz mit einer Säule, worauf bei dem einen eine Wetterfahne, beim anderen eine Statue Neptuns angebracht war, sah man noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts auf dem heutigen Marienplatze gegen die Kaufingerstrasse zu; ein anderer mitten auf dem Rindermarkt, zwei beim Schönen Thurm und einen weiteren vor dem Jesuitenkloster (jetzt Akademie). Er trug auf einer Marmorsäule die Statue des hl. Johannes von Nepomuk und wurde erst im Jahre 1807 entfernt, um freien Platz zu gewinnen.

Aehnliche Brunnen befanden sich in anderen Gassen. Sie waren gegen das Jahr 1768 aus Pump- und sogenannten Galgenbrunnen in Leyerbrunnen umgewandelt worden.

Eine bedenkliche Sache waren andererseits die sich vielfach vorfindenden Kellerhälse, die noch bis in neuzehnte Jahrhundert herein geduldet wurden und Kindern und nächtlichen Wanderern gefährlich genug werden konnten.

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