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München in guter alter Zeit

Elftes Kapitel - Das deutsche Rom.

Das alte München war stolz genug auf seinen Titel: „Das deutsche Rom“, wenn es sich auch mit Prag, das damals auch noch als deutsche Stadt galt, daran theilen mußte. Es zählze im Jahre 1782 nicht weniger als ein Chorherrnstift (zu U. L. Frau), 4 Pfarreien, 16 Klöster mit ebenso vielen Kirchen, 5 Filialkirchen und 44 consekrierte Kapellen, im Ganzen einhundert und zwölf Gottes- und andere geistliche Häuser.

Dahin gehörten 1 Probst, 2 Dechanten, 4 Pfarrer, 9 Kanoniker, 24 bis 30 Cooperatoren, Kapläne, Ceremoniarii und Chorvicare, 99 Benefizianten und präbendirte Geistliche, 7 exponierte Religiosen, 8 gestliche Schullerer, 24 Commendisten und Titulanten und 185 bis 190 Motivisten ohne angewiesenen Verrichtung, sohin im Ganzen rund dreihundert und sechzig Personen geistlichen Standes. In den 8 Mannsklöstern leben 9 Obere, 184 Conventuale, 85 Laienbrüder und 6 Novizen; in den 11 Frauenköstern 10 Oberinnen, 275 Conventualinen, 88 Laienschwestern und 20 Novizinen.

Es befanden sich also in der Stadt fünfhundert vier und fünfig Priester und dreihundert drei und neunzig Religiosinen, vier Klausner ungerechnet.

Gab es nun auch im deutschen Rom keinen Papst, so besaß es doch seit dem Jahre 1788 einen Bischof, nämlich einen eigeneen Hofbischof, der als Vorstand der kurfürstlichen Hofpfarrei zu St. Lorenz im Alten Hof über den Sprengel derselben bischöfliche Rechte ausübteund zugleich Großalmosenier von allen kurfürstlichen  und vom Hof abhängigen Stiftungen und Almosen war. Die drei anderen Pfarrkirchen waren die von U. L. Frau, von St. Peter und die St. Michaels Hof- und Militärpfarrkirche.

Von den vierundvierzig, consekrierten Hauskapellen reichten mehrere iher Entstehungszeit nach in frühere Jahrhunderte zurück. So die Rehlinger- und Schlutter'sche nachmals Sauer'sche in der Kaufingergasse vom Jahre 1452. Sie war von allen herrschaftlichen und bürgerlichen Hauskapellen die älteste. Dann kamen die Graf Hörwarth'sche, nachmals Kamel'sche am Rindermarkt Haus Nr. 8, vom Jahre 1477, welche noch besteht; die Haldenberg'sche, dann Graf Lang'sche, vom Jahre 1482; die Kapelle im Hofseelenhause in der Prannersgasse, vom Jahre 1493; die Freiherr von Hegnenberg'sche auf dem Promenadepaltz, vom Jahre 1518; die Vendinische in der Dienersgasse, vom Jahre 1574; die Ligsalz'sche, nachmals Schildl'sche im Rosenthal, vom Jahre 1592. Außerdem gab es noch eine Thaler'sche in der Weinstraße, bei der ein eigenes Benefizium bestand; eine Sel'sche in der Rosengasse; die Landschaftskapelle im Landschaftsgebäude auf dem Schrannenpaltz; die Baron

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