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So lang der alte Peter …

Die Schweden in München

Es war nach der Schlacht bei Breitenfeld, als Gustav Adolf den Sieg über Tilly errungen und seinen Weg nach Bayern genommen hatte. Am 5. April 1632 erfolgte die Schlacht bei Rain, in der Tilly die Todeswunde empfing; Kurfürst Maximilian I- zog sich in das befestigte Regensburg zurück und ermächtigte Stadtkommandanten und Bürgermeister von München, im Falle der Not die Stadt zu über­geben, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Anfang Mai trat dieser Fall ein; denn Gustav Adolf, der die Belagerung von Ingolstadt aufgegeben hatte, marschierte geradeswegs über Landshut und Freising nach München. In Freising begrüßte ihn der französische Gesandte St. Etienne, der vom Kurfürsten als Vermittler und Fürbitter für die Stadt bestellt war. Anfänglich behandelte ihn der König kühl und abweisend: er war verstimmt über das Fehlen jeglicher Abordnung von Seiten der Bürgerschaft. St. Etienne schickte daher eilends noch in der Nacht einen Boten ab, der das Eintreffen der Münchner Abordnung veranlaßte. Anfangs ließ der König sie nicht vor, endlich gewährte er ihnen Zutritt und gab ihren fußfälligen Bitten um Schonung Gehör. Gegen eine Kriegskontribution von dreimal hunderttausend Talern, deren Hälfte noch während des Königs Anwesenheit, der Rest aber nach und nach bezahlt werden sollte, versprach Gustav Adolf Sicherheit der Stadt, wie auch des Privateigentums vor Brand und Plünderung, Schonung der Bürger, Erhaltung der katholischen Religion und der städtischen Verfaffung. Mit diesem Akkord kehrten die Abgeordneten erleichtert nach München zurück, und noch am selben Tage begann durch das Neuhauser Tor der Einmarsch der schwedischen Truppen.

Am 17. Mai vormittags 11 Ühr kam Gustav Adolf selbst, begleitet von dem ehemaligen Böhmenkönig und Pfalzgrafen Friedrich, dem Pfalzgrafen August von Neuburg, dem Herzog von Holstein und den Weimarischen Herzögen Wilhelm und Bernhard in die Stadt geritten. Viel verbreitet ist die Anekdote, daß er, von Freising über Ismaning herkommend, die Stadt München, als er sie inmitten der rauhen Hochebene vor sich liegen sah, mit einem goldenen Sattel auf einem dürren Gaul verglichen habe. Seine Wohnung nahm Gustav Adolf samt dem Pfalzgrafen Friedrich in der kurfürstlichen Residenz, die beim ersten Anblick sein Entzücken erregte in solchem Grade, daß er angeblich den Wunsch aussprach, sie auf Walzen nach Stockholm führen zu können. Er fragte nach dem Namen des Baumeisters; ihm ward geantwortet: der Kurfürst fei fein eigener Baumeister gewesen. Die Kurfürstin und die Räte waren zum Erzbischof von Salzburg geflohen; dorthin war auch die Kaffe der Landschaft geflüchtet worden. Vieles geschah, um Exzeffe der Soldaten gegen die Einwohnerschaft zu vermeiden. Die Stadt erhielt eine Salva Guardia, das städtische Zeughaus bekam eine Sicherheitswache von 15 Mann, jedes Kloster eine von 4 Mann. Dem katholischen Obersten Hebron, der beim Stubenwirt einlogiert war, wurde das Kommando über die Stadt übertragen. Allgemeinen Jammer dagegen erregte die Höhe der Brandschahungssumme; nur 124,340 Fl. an barem Geld und

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