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So lang der alte Peter …

Geschichtliches und Sagenhaftes vom Münchner Dom

Der hl. Benno, Münchens Schutzpatron

Der heilige Benno, seit 1604 Schutzpatron des Landes und der Stadt, war, was die Münchner einem Andern nicht immer gerne nachsehen, kein Hiesiger, sondern ein Norddeutscher von Geburt, aus dem sächsischen Geschlecht der Grafen von Waldenburg. Hat gelebt im elften Jahrhundert nach unseres Herren Kunst und war ein Neffe des hl. Bischofs Bernward sowie ein Zögling des gelehrten Abtes Wiger in der Stadt Hildesheim. Dort im Benediktinerkloster St. Michael tat er als Jüngling Profeß und ward mit dreißig Jahren zum Priester geweiht, vier Jahre später aber, trotz seines demütigen Sträubens, zum Abt seines Klosters gekürt.

Darnach, von Anno 1051 an, ist der fromme Mann, auf Wunsch des Kaisers und des Papstes, Kanonikus und Vorsteher des Stiftes zu Goslar gewesen. Unter ihm gedieh besagtes Stift zu so großem Rufe der Frömmigkeit und Gelehrsamkeit, daß aus demselben in kurzer Zeit eine ganze Reihe hoher geistlicher Würdenträger hervorging. Anno 1066 ward Benno auf den Bischofsstuhl von Meißen erhoben und hat dies Bistum 39 Jahre inne gehabt, zeitweise beschwert und behindert durch die KriegSläufte, die zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. ausgebrochen waren. Zuvor aber und darnach.waltete er mit Kraft und Liebe seines Amtes, zog auch von Meißen aus den Elbstrand entlang zu den heidnischen Wenden, die hüben und drüben noch angesiedelt waren und bekehrte ihrer Viele, daß sie sich taufen ließen.

Bei alledem liebte der heilige Mann die Einsamkeit mehr als die Unruhe, die seine Würden mit sich brachten. Er erging sich darum gern an Feldern, Wiesen und Weihern, um in der Stille dem Gebet und der Betrachtung obzuliegen. Einmal wandelte er unweit eines Sumpfes — da erhoben die Frösche in selbigem ein großes Quaken und Lärmen, wodurch St. Benno in seinen frommen Gedanken gestört wurde. Alsbald gebot er ihnen zu schweigen, und sie schwiegen augenblicklich. Indem er aber weiter ging, kamen ihm zu Gemüte die Worte der heiligen Schrift: „Lobet Gott den Herren auf Erden, ihr Walfische und alle Tiefen, lobet Gott, alle Tiere." Da überfiel ihn eine seltsame heilige Furcht, ob nicht vielleicht dieser Tierlein Geschrei Gott angenehmer sei als sein Gebet. Es gereute ihn daher sein Verbot, und er sprach zu den Fröschen: „Fahret fort, meine Tierlein und lobet euren Gott, ich will euch solches nicht wehren." Worauf sogleich die Frösche wieder begannen, lustig zu quaken.

Einmal hatte Bischof Benno sich draußen verspätet, sodaß er die Stadt nicht mehr vor der Torsperre erreichen konnte. Er wendete sich daher geradeswegs der Elbe zu, bezeichnete sich mit dem heiligen Kreuz und schritt trockenen Fußes über den Strom. Das ersah ein Bauer, der eben mit einem Fuder Heu desselben Weges fuhr, und weil er seinen Bischof für einen heiligen Mann und seinen liebsten Vater hielt, deuchte es seiner Einfalt nicht unbillig, solches nachzutun. Er fuhr also getrost dem Heiligen nach und kam mit Roß und Wagen trocken über den Fluß hinüber, nicht ohne Verwunderung des heiligen

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