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München und seine Bauten

Die klimatischen und meteorologischen Verhältnisse der Münchener Gegend

Dr. E. Alt, Kustos der K. B. Meteorologischen Zentralstation

München gehört seiner geographischen Lage nach dem mitteleuropäischen Klimagebiete an und weist demnach in erster Linie die Eigentümlichkeiten eines Uebergangs-Klimas auf. Neben Witterungsepochen, die deutlich unter dem Einflüsse ozeanischer Luftzufuhr verlaufen, treten wieder Perioden auf, innerhalb welcher die Einwirkung des Kontinentes stark vorherrscht.

Die Witterungsänderungen erfolgen nicht selten mit auffallender Schroffheit. Eine tagelange, warme Schönwetterperiode des Sommers findet mitunter innerhalb weniger Stunden ihr Ende und wird durch empfindlich kühle, regnerische Witterung abgelöst. Zumeist wird in diesem Falle der Witterungsumschlag durch ein kräftiges Gewitter eingeleitet. Noch stärkere Gegensätze der äußeren Erscheinungsform begleiten die Wetterstürze der kalten Jahreszeit. Mitunter reicht die Einwirkung eines über Osteuropa gelegenen, winterlichen Barometermaximums weit nach Zentraleuropa herein und verursacht bei rauhen, östlichen Winden und Trockenheit strenges Frostwetter, insbesondere dann, wenn bei dem Vorhandensein einer ausgebreiteten Schneedecke starke nächtliche Ausstrahlung eintritt. Zumeist dauert aber die Herrschaft des strengen Frostes nicht sehr lange. Mit dem Vordringen einer tiefen Barometerdepression vom Atlantischen Ozean gegen Europa treten bald südliche bis westliche Winde auf, in deren Gefolge Tauwetter eintritt. Die Temperaturänderungen führen dabei von intensiven Kältegraden zu relativ hohen positiven Temperaturen, die Niederschläge gehen von Schnee in Negen über, die etwa vorhandene Schneedecke wird rasch zum Abschmelzen gebracht. So wird der Witterungscharakter oft innerhalb weniger Stunden von Grund aus verändert.

Die häufigen und von großen Temperatursprüngen begleiteten Wetterstürze sind es in erster Linie, die das Klima Münchens rauh erscheinen lassen. Daß aber die charakteristischen Merkmale der gegensätzlichen Witterungsphasen auf der bayerischen Hochebene mit so viel größerer Energie auftreten als anderwärts, das ist der Nähe der Alpen zu verdanken.

Um den bedeutenden Einfluß der Alpen auf Witterung und Klima von München zu verstehen, müssen wir zwei

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