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München und seine Bauten

Städtische Bauten

Bedürfnisanstalten

b) Bedürfnisanstalten
Baurat Richard Schachner

Der Errichtung öffentlicher Bedürfnisanstalten hat die Stadtverwaltung besonderes Augenmerk zugewendet. Alljährlich ist in dem städtischen Haushaltplane eine größere Summe (M. 20—30 000) für Neubauten solcher Anstalten vorgesehen. Hemmnisse mannigfacher Art erschweren jedoch den planmäßigen Ausbau des Netzes der öffentlichen Bedürfnisanstalten. Besonders in den inneren Teilen der Stadt wird von Hausbesitzern als Angrenzern Einspruch gegen deren Errichtung erhoben, auch werden Bedenken in ästhetischer und sittlicher Beziehung ins Feld geführt, um Neuanlagen zu hintertreiben. Trotzdem ist es im Laufe der Zeit möglich geworden, eine Reihe öffentlicher Bedürfnisanstalten zu errichten. Zur Zeit bestehen in München 33 größere Bedürfnisanstalten mit ständigem Wartepersonal und 31 Pißorte als Einzelbauten. Fast alle Anstalten sind mit Wasserspülung versehen und an das städtische Kanalnetz angeschlossen. An Stelle der früher üblichen Ausführung aus Holz werden die größeren Bauten in neuerer Zeit durchweg massiv hergestellt und zwar sowohl wegen der größeren Dauerhaftigkeit wie auch besonders aus dem Grunde, weil die Installationen in den dünnwandigen Holzbauten im Winter sehr der Gefahr des Einstierens ausgesetzt waren und auch die Räume sehr durchkältet wurden.

Soweit es zweckmäßig und möglich ist, werden die Bedürfnisanstalten mit anderen öffentlichen Einrichtungen unter einem Dach vereinigt, so zum Beispiel mit einer Straßenbahnwartehalle, oder in Terrassen und Freitreppenanlagen untergebracht. Mehrfach wurden auch Läden, besonders für den Zeitungsverkauf in Bedürfnisanstaltsgebäuden eingebaut. Durch derartige Anordnungen wurde es nicht nur möglich, die Bestimmung der Baulichkeiten etwas mehr in den Hintergrund treten zu lassen und ihnen eine abwechslungsreichere äußere Form zu geben, sondern auch bei Einbau von Läden eine entsprechende Mieteinnahme zu erzielen. Die neueren Bedürfnisanstalten sind meist unterkellert, um einerseits die Installationsleitungen leichter zugänglich zu machen und andererseits in den Kellerräumen Betriebsräume für den städtischen Straßenbau, die Stadtgärtnerei, die Straßenbahn und die städtischen Elektrizitätswerke unterbringen zu können. Je nach den besonderen Verhältnissen werden die Bedürfnisanstalten als oberirdische oder unterirdische Bauanlagen errichtet. Die bauliche Ausgestaltung der Gebäude ist durchweg einfach. 662

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